HAMBURG. Der früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel (CDU), hat seiner Partei geraten, eine Koalition mit der Alternative für Deutschland (AfD) nicht vorschnell auszuschließen. „Man kann die AfD heute noch gar nicht bewerten. Jeder von uns in der Union kennt einige AfD-Politiker und hat zu einzelnen gute Beziehungen“, sagte Teufel dem Spiegel.
Die Politiker an der Spitze der AfD seien angesehene Hochschullehrer und ehemalige Verbandschefs. An diesen Menschen habe er nichts auszusetzen, betonte der CDU-Politiker. Zudem siedle er die AfD derzeit auch nicht am rechten Rand an. Ach hätten die meisten AfD-Mitglieder keine feindliche Haltung zu Eruopa, sondern zur Euro-Rettungspolitik. Und dafür gebe es eine ganze Menge guter Gründe.
Er könne die AfD auch nicht dafür kritisieren, daß sie bei der Frage der doppelten Staatsbürgerschaft eine Haltung vertrete, die er selbst als richtig empfinde und welche die CDU bis vor kurzem noch selbst vertreten hätte. „Ich bin gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Wer volljährig ist, muß sich entscheiden. Wir zwingen niemanden, Deutscher zu werden. Wenn er aber Deutscher werden will, dann muß er auch bereit sein, auf die andere Staatsbürgerschaft zu verzichten“, unterstrich Teufel.
Teufel stellt sich gegen Kurs von Merkel
Was die AfD und eine mögliche Koalition mit den Euro-Kritikern angehe, so wolle er erst mal sehen, wie sich die neue Partei im Europäischen Parlament verhalte und wie ihre Politik im Alltag aussehe. Gleiches gelte für den Fall, daß die AfD in einige Landtage einziehe. „Entwickelt sich die AfD zu einem Rechtsausleger im Parteiensystem, oder bleibt sie eine konservative Kraft? Wie bei allen neuen Rechtsparteien schleichen sich auch bei der AfD Leute ein, die die Parteiführung da gar nicht will“, gab Teufel zu bedenken.
Ob die Union mit der AfD koalieren könne, hänge davon ab, wie die Parteispitze um Bernd Lucke dieses Problem löse. Dies müsse aber nicht jetzt entschieden werden, sondern wenn in zwei bis drei Jahren die nächste Bundestagswahl anstehe.
Mit seiner Haltung stellt sich Teufel gegen den von Parteichefin Angela Merkel und Generalsekretär Peter Tauber ausgegebenen Kurs, wonach eine Zusammenarbeit mit der AfD für die CDU nicht in Frage kommt. (krk)