BERLIN. Die Ausbildung des früheren Intensivstraftäters Fadi Saad zum Polizisten in Berlin ist innerhalb der Behörde offenbar auf Unverständnis gestoßen. E-Mails, die der JUNGEN FREIHEIT vorliegen, zeigen den Widerstand gegen die Einstellung des gebürtigen Palästinensers. So schreibt etwa ein langjähriger Beamter fassungslos: „Ich sitze hier mit Blutdruck 210/180.“ Ein weiterer kommentiert: „Ohne Worte.“
Wie die JF aus Polizeikreisen erfuhr, hatte sich Saad bereits mehrfach beworben, wurde jedoch vom „Referat Personalmanagement“ abgelehnt. E-Mails, die der JF vorliegen, deuten auf eine Einflußnahme der Behördenleitung auf die Einstellungsentscheidung hin. Gegenüber dem Tagesspiegel bestritt ein Polizeisprecher, daß die Berliner Polizeipräsident direkten Einfluß auf die Einstellung genommen habe.
Früher Mitglied einer Araber-Gang
Saad ist in Berlin kein Unbekannter. Der heute 35jährige war in seiner Jugend Mitglied der berüchtigten Straßengang „Araber Boys 21“. Die Gruppierung war vor allem im Bezirk Wedding aktiv und wird für zahlreiche Straftaten verantwortlich gemacht. Saad ist nach Angaben eines 2009 in der Morgenpost erschienenen Artikels wegen Körperverletzung und räuberischer Erpressung vorbestraft. Insgesamt sollen demnach mehr als 25 Anzeigen gegen ihn erstattet worden sein.
Später zog er sich aus der kriminellen Szene zurück, wurde „Quartiermanager“ in Neukölln und begleitete 2006 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Beispiel guter Integration zu einem Staatsbesuch nach Frankreich. Laut der Berliner Polizei ist eine Einstellungsvoraussetzung, daß die Bewerber „keine Vorstrafen“ haben dürfen. Ein Polizist zeigte sich nach Angaben des Tagesspiegel verärgert: „Andere Bewerber werden abgelehnt, die noch nie mit der Polizei im Konflikt waren“. (ho)