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Kommentar zu „Refugees welcome“: Meinungsdiktatur ohne Diktator

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Besucher eines Rock-Konzerts in Düsseldorf begrüßen Asylbewerber Foto: picture alliance / R. Goldmann
Kommentar zu „Refugees welcome“
 

Meinungsdiktatur ohne Diktator

Glaubt man den Medien, befindet sich Deutschland gerade in einem nationalen Freudentaumel über den nicht versiegenden Zustrom hunderttausender Asylbewerber. Wer sich nicht einreiht in die Schar Willkommenskulturberauschten, gilt als finsterer Ausländerfeind. Das alles hat bedrohlich totalitäre Züge einer Selbstgleichschaltung. Ein Kommentar von Michael Paulwitz
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Egal, welchen Kanal man einschaltet oder welches Stück Boulevard- oder „Qualitätspresse“ man aufschlägt: Glaubt man, was einem von dort entgegenschallt, befindet sich Deutschland gerade in einem einmütigen nationalen Freudentaumel angesichts des nicht versiegenden Zustroms hunderttausender, wenn nicht Millionen von „Flüchtlingen“.

Die Deutschen, ein einig Volk von Willkommenskulturberauschten? Wer beim Luftballonsteigenlassen und „Refugees welcome“-Skandieren nicht mittun will, kommt im Medien-Zerrbild allenfalls als finsterer, ressentiment- und angstgeplagter Ausländerfeind vor.

Zuwanderungskritische Parteien tauchen mit ihren Positionen in der Woge gefühlsschwangerer Beiträge wie auf Verabredung praktisch nicht mehr auf, selbst maßvolle Warner finden sich in den Dauerschwatzsendungen der zwangsgebührenfinanzierten, von Parteien und Lobbyvertretern fest im Griff gehaltenen Staatssender allenfalls in Allein-gegen-alle-Konstellationen, in denen ein halbes Dutzend Hypermoralisten sich gemeinsam mit dem Moderator an ihnen abarbeitet.

Kollektives Totalversagen der deutschen Medienlandschaft

Selbst wer nur Fakten aufzählt oder auf die Einhaltung von Regeln und Gesetzen pocht, wird in dieser Lage ohne viel Federlesens pauschal unter Extremismus- und Ausländerhasserverdacht gestellt und mit dem Nazometer zum Schweigen gebracht.

Kritische Stimmen wie Thilo Sarrazin oder der CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich, die den medialen Konformismus geißeln, sind rare Ausnahmen im medialen Einheitsbrei, der von Journalisten wie jenem Radiomoderator angerührt wird, der kürzlich sein Mitwirken an einer Popanz-Kampagne ankündigte, dabei das bekannte Hajo-Friedrichs-Diktum zitierte – „ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten“ – und mit einem fröhlichen „aber da pfeif ich jetzt einfach mal drauf“ gleich über Bord warf.

Offenbarungseide wie dieser sind symptomatisch für die Kernschmelze und das kollektive Totalversagen der deutschen Medienlandschaft. Professionelle Standards werden bedenkenlos geopfert, um nur ja um jeden Preis auf der „richtigen“ Seite zu stehen.

Alle tuten in dasselbe Horn

Selbst wenn nur eine Minderheit der Bürger einer millionenfachen Asyl-Einwanderung skeptisch gegenüberstünde – an der Aussagekraft einschlägiger Umfragen darf man angesichts der Schweigespirale, die von der massiven, einseitig-moralisierenden Dauerberieselung durch Politik und Medien unweigerlich in Gang gesetzt wird, getrost zweifeln: Zum Wächteramt unabhängiger Medien gehörte es ja gerade, Verdacht zu schöpfen, wenn alle einer Meinung sind, Minderheiten und abweichende Positionen zu Wort kommen zu lassen und Ereignisse und Politikerhandeln nicht einfach hinzunehmen, sondern kritisch zu hinterfragen.

Statt dessen sonnt man sich im Wohlgefühl der Meute, sich gegenseitig beim Tuten in dasselbe Horn noch zu überbieten. Das Ergebnis trägt bedrohlich totalitäre Züge der Selbstgleichschaltung, der freiwilligen Unterwerfung unter kollektive Denkverbote, einer selbstregulierenden de-facto-Meinungsdiktatur ohne Diktator.

Einladung zum Freibier für die ganze Welt

Wo Fakten gezielt ausgeblendet werden und Boten, die sie dennoch überbringen wollen, mit Schmähungen überzogen werden, entsteht ein gefährlicher Tunnelblick, der blind macht für Realitäten. Während Politik und Medien sich gegenseitig versichern, wie vorbildlich doch die deutsche „Willkommenskultur“ für den Rest der Welt sei und wie sehr man dafür bewundert und geliebt werde, während man in arroganter Großmannssucht auf kleinere Länder herabblickt, die den Heilsweg von Islamisierung und Bevölkerungsaustausch nicht mitgehen wollen, und sie mit Drohungen und Herabsetzungen überzieht, mehren sich im nüchtern geblieben Ausland die Stimmen, die an der Zurechnungsfähigkeit der Deutschen zweifeln und unsere Republik für einen „gefühlsbetonten Hippie-Staat“ halten.

Der Ansehensverlust ist nicht die einzige Negativfolge des politisch-medialen Tunnelblicks. Auf die wanderwilligen Millionen, die noch in den Herkunftsländern der Asyl-Immigranten warten, wirkt die nach außen zelebrierte ekstatische „Willkommenskultur“ wie eine Einladung zum Freibier für die ganze Welt, mit Angela Merkel als der noch im fernsten Winkel verehrten Schutzheiligen der Spendierhosen.

Gutwilligkeit und Hilfsbereitschaft wird mißbraucht

Den Bürgern, die die Zeche bezahlen, dämmert dagegen zunehmend, daß ihre Gutwilligkeit und Hilfsbereitschaft mißbraucht wird, wenn Recht und Gesetz willkürlich und dauerhaft ignoriert werden, und daß niemand ihre Sorgen und Nöte öffentlich vertritt – ein idealer Nährboden für extreme Antworten und Verzweiflungstaten, erst recht, wenn jeder noch so zaghafte Widerspruch reflexhaft und unbarmherzig in diese Ecke gestellt wird, um die Schwarz-Weiß-Zeichnerei noch weiter auf die Spitze zu treiben.

Das treibt zwangsläufig auf eine Situation zu, in der die Diskrepanz zwischen dem schöngemalten medialen Schein und der von den Bürgern wahrgenommenen harten Realität auch mit noch so sehr gesteigertem Propagandaaufwand nicht mehr übertüncht werden kann. Das Erwachen aus dem hochmoralischen Rausch könnte schon bald in einen häßlichen Kater münden.

Besucher eines Rock-Konzerts in Düsseldorf begrüßen Asylbewerber Foto: picture alliance / R. Goldmann
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