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13jähriger Krieg: Schicksalsjahr 1454 – Das Fiasko nimmt für den Orden seinen Lauf

13jähriger Krieg: Schicksalsjahr 1454 – Das Fiasko nimmt für den Orden seinen Lauf

13jähriger Krieg: Schicksalsjahr 1454 – Das Fiasko nimmt für den Orden seinen Lauf

Die Hauptfestung Marienburg an der Nogat: Der Orden verlor die Burg an Polen.
Die Hauptfestung Marienburg an der Nogat: Der Orden verlor die Burg an Polen.
Die Hauptfestung Marienburg an der Nogat: Der Orden verlor die Burg an Polen Foto: picture alliance / picture alliance/Bildagentur-online | Bildagentur-online/Celeste
13jähriger Krieg
 

Schicksalsjahr 1454 – Das Fiasko nimmt für den Orden seinen Lauf

Im Februar 1454 beginnt der 13jährige Krieg, der die Vormachtstellung des Deutschordensstaates zwischen Weichsel und Memel endgültig beendet. Die Auswirkungen der Ereignisse reichen Jahrhunderte weit.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Das Jahr 1454 fand im Urteil der Historiker des 19. Jahrhunderts große Aufmerksamkeit. Den Ausbruch des Krieges zwischen dem „Preußischen Bund“ und dem Deutschen Orden zwischen Weichsel und Memel lastete Altmeister Heinrich von Treitschke wegen ihres treulosen Abfalls vom Orden den preußischen Ständen als „Frevel“ an. Auch in den Werken des Königsberger Historikers Johannes Voigt oder Leopold von Rankes ist das Moll deutlich herauszulesen, das dem Ausbruch des 13jährigen Krieges mit dem Resultat des faktischen Endes des Deutschen Ordensstaates als Machtfaktor in Preußen nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 zukam.

Dabei gingen sie in der Wertung keineswegs so weit wie Historiker vom Schlage Erich Weises, dem letzten Leiter des Reichsarchivs Posen, der klagte, in diesem „Katastrophenjahr“ sei „keine Ehre für die deutsche Sache zu gewinnen“ gewesen, oder seines polnischen Kollegen Marian Biskup, dessen Deutungen besonders die Sache der Aufständischen und ihres Hauptbundesgenossen, des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiełło, allzu positiv in den Blick nahmen. Blendet man diese, die spätere deutsch-polnische Geschichte tangierenden Folgen aus, die von 1466 tatsächlich bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der „Korridor- und Danzigfrage“ eine Spur ziehen, kommen im „Preußischen Städtekrieg“ im 15. Jahrhundert auch zeittypische Phänomene zum Ausdruck, denen der Deutsche Ritterorden mit seinem mittelalterlichen klerikalen Staatsaufbau immer weniger entsprach.

Soldatenheere gewinnen an Bedeutung

Nicht zuletzt die Schlacht von Tannenberg gegen das vereinte Heer Polens und Litauens gut dreißig Jahre zuvor bewies bereits, daß neben einer Ritterstreitmacht, die auf Lehens- und Schutzrechte zurückgriff, angeheuerten Söldnerheeren eine immer größere Rolle zukam. Zwar waren die Kontributionen hoch, die dem Orden nach seiner Niederlage in Thorn 1411 auferlegt worden sind, aber erst die enormen Kosten der folgenden Kriege führten dazu, daß seine Herrschaft wegen des immer höheren Bedarfs an Steuern den Rückhalt bei den Untertanen im Ordensstaat verlor.

Das galt vor allem für die durch Handel immer selbstbewußter auftretenden Städte wie Danzig, Elbing oder Thorn, aber auch für kleinere Städte und die sich etablierenden Landstände, die unter den neuen Lasten stöhnten. Verschärfend kam hinzu, daß die Ordensherrschaft zunehmend als Fremdherrschaft für die seit mehreren Generationen im Land ansässigen Bürger und Bauern wahrgenommen wurde, kamen deren Ritter doch meist aus dem Westen des Reiches und bewiesen oft wenig Fingerspitzengefühl für die örtlichen Belange.

In der Person des preußischen Adligen Hans von Baysen wird diese Span1nung besonders deutlich. Als Sproß einer um 1300 ins Ermland eingewanderten Familie stand der junge Ritter sogar bei den Hochmeistern Heinrich von Plauen und Michael Küchmeister von Sternberg im Hofdienste. Sich häufende Drangsalierungen und Willkürakte seitens des Ordens ließen ihn aber zunehmend in Opposition geraten, so daß von Baysen schließlich sogar Wortführer des 1440 in Marienwerder gegründeten Preußischen Bundes („Bund vor Gewalt und Unrecht“) wurde. Hochmeister Ludwig von Erlichshausen versuchte, diesem Preußischen Bund im Zusammenwirken mit Papst und dem römisch-deutschen König durch juristische Mittel (Erweis der Illegalität) beizukommen. Friedrich III. hatte den Bund zunächst im Jahr 1441 anerkannt.

Der Orden setzt sich durch

Doch am 1. Dezember 1453 entschied der Kaiser den Streit zugunsten des Ordens, woraufhin der Preußische Bund am 4. Februar 1454 dem Hochmeister als Schutzherrn den Gehorsam aufkündigte. Formal begann der Krieg erst am 22. Februar durch die Kriegserklärung des polnischen Königs an den Deutschen Orden. Von Baysen hatte zuvor bereits die Ergebung der preußischen Stände unter seine Krone beschlossen, was Kasimir IV. Jagiełło umgehend veranlaßte, den gesamten Ordensstaat dem polnischen Reich zu inkorporieren.

Das widersprach zwar dem Frieden von Melnosee 1422 und von Brest 1435, in denen Polen und der Orden ihre territorialen Grenzen „auf ewig“ anerkannten, aber die militärischen Fakten lagen nach dreizehn blutigen Jahren anders. Der Verlust aller Burgen im Westen Preußens, vor allem aber jener der Hauptfestung Marienburg an der Nogat, die Söldner des säumigen Ordens in Pfand nahmen und dann dem polnischen König verkauften, verdeutlichte die völlige Machtlosigkeit der früheren Herren mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Tuch.

JF 06/24

Die Hauptfestung Marienburg an der Nogat: Der Orden verlor die Burg an Polen Foto: picture alliance / picture alliance/Bildagentur-online | Bildagentur-online/Celeste
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