Das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach ist ein Ort der Identifikation. Unter dem DDR-Regime dem Verfall preisgegeben, erweckten die Thüringer das Denkmal für die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Studenten zum neuen Glanz.
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Danke, Diogenes, für diese Präzisierungen. Sind Sie wohl selbst Chargierter? Als Aussenstehende habe ich gelegentliche burschenschaftliche Kontakte erlebt, nicht zuletzt bei Führungen mit meinen Konfirmand_innen durch das Burschenschaftsdenkmal 2017 und 2018. Sehr humorvoller, leutseliger Museums-Chef. Wusste zu berichten, dass Richard von Weizsäcker als Regierender Berliner Bürgermeister oder bereits als Bundespräsident Anfang oder Mitte der 1980er Jahre ein Art von Geheimbesuch beim Eisenacher Denkmal machte, wohlwollend toleriert durch die lokalen SED-Größen. Im wechselvollen Farbenspiel der Familie von Weizsäcker kommt Glanz und Elend des neueren deutschen Nationalcharakters zutage im Spannungsfeld zwischen burschenschaftlicher Herrlichkeit und logengeprägtem, anglophilem Weltbürgertum.
Guter, sensibler, wenngleich gelegentlich ein wenig zu opulent geschriebener Artikel, mit fast zu intensiven Farben aufgetragen. Man spürt Ihre leidenschaftliche Verbundenheit mit dem Denkmal und den Burschenschaften, lieber Michael Paulwitz. Chapeau!
Die Burschenschaften haben nicht nur zu dem Burschenschaftsdenkmal eine „leidenschaftliche“ Verbundenheit sondern auch zu der dem Denkmal gegenüberliegenden Wartburg.
Die Wartburg ist ein Kulturerbe des ganzen Deutschen Volkes und wird angemessen gepflegt und gewürdigt. Die Wartburg ist aber auch für die Identität der Burschenschaften ein konstituierender Ort.
Nach der Gründung einer ersten Vereinigung von Studenten in Jena (1815), die von den unter den Intellektuellen der damaligen Zeit „wabernden“ Ideen von Freiheit (von der Macht einer Obrigkeit) und Nationalstaat (das Volk, durch gemeinschaftliches Handel aller seiner Stämme, s c h a f f t sich selbst s e i n e n Staat) getrieben waren, kamen auf der Wartburg im Jahre 1817 erstmals Burschenschaften nach Jenaer Vorbild aus v i e l e n Universitätsstädten zusammen
1832 das Hambacher Fest unter Einschluß der „niederen“ Stände, 1848 der erste Versuch der Gründung eines alldeutschen freiheitlichen Nationalstaats
1871 „erwärmten“ sich die Burschenschaften für das kleindeutsche Bismarck-Reich.
Alles das repräsentiert das Denkmsal. 1919 wurde das Langemarck-Denkmal ergänzt, zur Erinnerung an die für die Größe des Reichs Gefallenen
Und ich behaupte: durch den Wegfall des prägenden gesellschaftlichen Einflusses der Burschenschaften in Folge der alliierten Umerziehung ist entgegengesetzten Einflüssen Tor und Tür geöffnet worden. Man lese aufmerksam die Entnazifizierungs-Fragebögen von 1945/1946: Sie richteten sich unterschiedslos gegen alle nationalpatriotischen Vereinigungen auf deutschem Reichsboden. Die Burschenschaften (seltsamerweise zusammen mit der kath. Kirche) fielen damit als Bollwerk und Gegenkraft gegen linksliberale, progressive, letzlich von der Loge geprägten Gruppen und Kreise aus. Sie sind leider kein bestimmender Machtfaktor im gesellschaftlichen Leben der BRD mehr. Die Folgen sehen wir.
Bestimmender Machtfaktor im gesellschaftlichen Leben waren die Burschenschaften nie. Zudem waren sie vor 1871 mehr oder weniger oppositionell, in Teilen revolutionär.
Aber, sie waren immer Exponent des deutschen Nationalbewußtseins. Und gesellschaftlich so hoch bzw. wenig geschätzt, wie die Gesellschaft national gesinnt war. Die heutige Gesellschaft ist mental anti-national „drauf“. Entsprechend geht es den Burschenschaften heute.
Die Umerziehung wird m die.E. überschätzt. Nach meiner Einschätzung hatte sich das seit Beginn der 50er Jahre schon „versendet“, Fragebogen hin oder her.
In den 50er und 60er Jahren war für die BRD Antikommunismus Staatsraison. Da waren die Burschenschaften voll im Rückenwind. Die (West-)Alliierten waren sehr zufrieden und die BRD-Bevölkerung mit ihnen.
Die Burschenschaften waren für die Forderung nach den „Grenzen von 1937“ (inoffiziell die von 1914) zuständig. Das war gern gesehen.
Es kippte ab 1968. Erst unter den „Intellektuellen“, dann über die Jahrzehnte hinweg Zug um Zug auch gesamtgesellschaftlich, und ab 1989 (Wegfall des disziplinieren Blicks hinter die Mauer) schneller und schneller.
Und jetzt sind wir da wo wir jetzt sind.
Zu ergänzen:
Die geistigen Ursprünge der Burschenschaften liegen in den Befreiungskriegen. Freicorps Lützow und so.
Daher auch Schwarz-Rot-Gold als die Farben der Republik.
Erst durch die Begeisterung für Bismarcks Reichseinigung erlangte auch Schwarz-Weiß-Rot für die Burschenschaften Bedeutung.
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Burschenschafts-denkmal im Süden Eisenachs auf der Göpelskuppe: Erinnerung an die deutsche Reichsgründung Foto: Candy Welz/dpa