Bis heute ist mit dem Deutschen Bauernkrieg, der zwischen 1524 und 1526 Teile des Reiches in Aufruhr versetzte, der Name Florian Geyer und seines Schwarzen Haufens verbunden. Der Reichsritter aus dem fränkischen Adelsgeschlecht Geyer von Giebelstadt rüstete zu Beginn der Unruhen 100 bis 200 Mann auf eigenen Kosten aus. Ihre schwarze Kleidung gab seinem Heerhaufen fortan den Namen.
Durch seine Ausbildung konnte der Ritter seinen Männern auch militärische Grundfähigkeiten beibringen. So waren sie im Vergleich zu anderen Bauernarmeen dieser Zeit besser ausgebildet und ausgerüstet. Durch sein Verhandlungsgeschick konnte Geyer einige Städte im Gebiet des heutigen Baden-Württembergs zur Aufgabe gegenüber der anwachsenden Bauernheere bewegen. Mit der Zeit stießen weitere Trupps zu Geyer und seinen Männern und so schwoll ihre Zahl auf bis zu 10.000 Aufständischen an.
Dabei waren die Bauernheere keinesfalls eine Armee im klassischen Sinne. Vielmehr waren es temporäre Zusammenschlüsse verschiedener regionaler Kontingente, die unter dem Kommando ihrer jeweiligen Anführer standen. Ein koordiniertes Vorgehen fehlte ebenso wie eine langfristige Strategie. Bewaffnet waren sie oft nur mit dem, was sie auf ihren Höfen vorfanden: Äxte, Mistgabeln, Dreschflegel.
Unkontrollierte Gewalt und Plünderungen hielten mit Bauern Einzug
Geyer hoffte, die Erhebung würde zu einer Reichsreform führen, die die Beseitigung der geistlichen und adligen Vorrechte zur Folge habe. Die angestrebten Veränderungen sollten sich an den Lehren des Reformators Martin Luther orientieren, der in Teilen des Volkes beliebt war. Doch wegen Geyers adliger Herkunft blieben seine Gefolgsleute ihm gegenüber stets mißtrauisch.
Daher konnte er sein Bauernheer auf Dauer nicht kontrollieren. Plünderungen, Brandschatzungen, sinnlose Zerstörungswut und Gewalt hielten mit dem Schwarzen Haufen und den ihn begleitenden Bauerntruppen Einzug. So gingen beispielsweise die Schlösser von Öhringen und Mergentheim sowie mehrere reiche Klöster in Flammen auf. Auch bei der sogenannten Weinsberger Bluttag im April 1525 war der Schwarze Haufen dabei.
Die anfänglichen Erfolge erwiesen sich für den Heerhaufen der aufständischen Bauern als zweischneidiges Schwert. Da ihnen immer mehr Orte in die Hände fielen, hatten sie genug Nahrung und auch Zugang zu Wein, was die Disziplinlosigkeit noch weiter steigerte. Zudem verließen Teile der Bauern ihre Haufen und gingen nach Hause, wenn sie ihre Ziele verwirklicht sahen.
Festung Marienburg hielt Stand
Um zu verhindern, daß der Aufstand so in sich zusammenfiel, setzten die Bauern einen weiteren Reichsritter, Götz von Berlichingen, unter Druck, die Führung des Odenwalder Bauernhaufens zu übernehmen. Zuvor hatte der Adlige sich nur widerwillig dem Aufstand angeschlossen.
Die Bauern unter Geyer und von Berlichingen zogen weiter nach Würzburg. Zwar gelang es ihnen, die Stadt ab dem 7. Mai zum größten Teil zu besetzen, doch die Feste Marienberg konnten sie nicht erobern. Sie wurde von Truppen des zuvor nach Heidelberg geflohenen Erzbischofs gehalten. Am 15. Mai sollte ein Sturmangriff der Bauern die Entscheidung erzwingen. Doch die Verteidiger schlugen die Bauern als ein Entsatzheer des Schwäbischen Bundes zu ihrer Hilfe eintraf. Der Schwarze Haufen erlitt bei dieser Niederlage schwere Verluste.
Geyer zog sich mit seinen verbliebenen Männern zurück. Anfang Juni wurden sie und weitere Bauern vom Heer des Schwäbischen Bundes bei Ingolstadt schließlich zum Kampf gestellt. Hier zeigte sich erneut, daß die Bauern gegen professionelle Söldner keine Chance hatten. Angesichts der überlegenen Truppen der Adligen gerieten sie in Panik und suchten das Weite. Laut zeitgenössischer Überlieferungen verloren in einer Stunde bis zu 4.000 Bauern ihr Leben, als sie auf der Flucht niederstreckt wurden.
Geyer-Renaissance im 20. Jahrhundert
Die wenigen Überlebenden schlossen sich zunächst noch den Gaildorfer Bauern an. Doch die immerhin 7.000 Mann lösten sich bereits kurz darauf auf, als sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage erkannten. Geyer ereilte wenige Tage später am 9. Juni 1525 unter letztlich nie ganz aufgeklärten Umständen der Tod. Vermutlich wegen Differenzen mit seinem Schwager Wilhelm von Grumbach töteten ihn dessen Knechte in der Nähe von Würzburg.
Im 20. Jahrhundert erfuhr das Andenken an Geyer eine Renaissance. So entstand 1920 das Volkslied „Wir sind des Geyers Schwarzer Haufen“. Im Dritten Reich erhielt die 8. SS-Kavalleriedivision der Waffen-SS den Namen des Bauernanführers. Auch in der DDR war Geyer populär, wie die Benennung von Straßen und Landwirtschaftlicher Produktionsgemeinschaften zeigte. Auch ein Regiment der Grenztruppen war nach ihm benannt.
Im Sommer 1525 begann sich das Blatt gegen die Bauern zu wenden. Während im Südwesten die alte Ordnung wieder hergestellt wurde, stand die Entscheidung in Thüringen, dem Herzland der Reformation, noch aus. Dort leistete Thomas Müntzer, ein Weggefährte Luthers, mit seinen Anhängern noch Widerstand.
Der zweite Teil der Serie zum Deutschen Bauernkrieg erscheint am 15. Mai.