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Hürtgenwald 1944: „Operation Queen“: Zähes Ringen um jedes Dorf

Hürtgenwald 1944: „Operation Queen“: Zähes Ringen um jedes Dorf

Hürtgenwald 1944: „Operation Queen“: Zähes Ringen um jedes Dorf

US-Army
US-Army
Panzer der US-Army nehmen während der „Operation Queen“ im November 1944 deutsche Stellungen unter Beschuß Foto: picture alliance / akg
Hürtgenwald 1944
 

„Operation Queen“: Zähes Ringen um jedes Dorf

Für die westalliierten Truppen verlief der Vormarsch ins Deutsche Reich in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs nicht so reibungslos, wie es im Rückblick erscheinen mag. Deutsche Einheiten leisteten ihnen im Herbst und Winter 1944 im Hürtgenwald erbitterten Widerstand. Die "Operation Queen" sollte die Schlacht entscheiden.
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Für die westalliierten Truppen verlief der Vormarsch ins Deutsche Reich in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs nicht so reibungslos, wie es im Rückblick erscheinen mag. Trotz ihrer drückenden materiellen und zunehmend zahlenmäßigen Überlegenheit, machten die deutschen Verteidiger den Plänen der feindlichen Kommandanten wiederholt einen Strich durch Rechnung.

Nachdem die US-amerikanischen Streitkräfte in den ersten Wochen der Schlacht im Hürtgenwald im Herbst 1944 schwere Verluste erlitten hatten und ihr Vormarsch gestoppt worden war, rüsteten sie sich für Mitte November für einen neuen Durchbruchsversuch. Die „Operation Queen“ sah einen zeitgleichen Angriff im Hürtgenwald und an der nördlich gelegenen Rurfront vor. Am 16. November flammten die Kämpfe wieder auf.

Doch zunächst schien sich der bisherige Verlauf der Schlacht südöstlich von Aachen zu wiederholen. Die 4. US-Division traf es dabei besonders hart. Nach drei Tagen mußte sie ihren Angriff abbrechen, zu heftig war der Widerstand der deutschen Landser. Auch ein vorbereitendes Bombardement der US-Luftflotte hatte kaum Wirkung gezeigt. Im unübersichtlichen Wald mußten die GIs sich zunächst zurückziehen, wie schon zuvor ihre Kameraden während der Allerseelenschlacht.

Im Dickicht des Waldes tobte der Grabenkampf

Um auch im Wald ihre Panzer einsetzen zu können, begannen die Amerikaner damit, Panzerwege freizusprengen. Zusätzlich führten sie zur Verstärkung eine weitere Division heran. Die Kampfpause nutzte aber auch die deutsche Führung, und warf die 344. und 353. Infanteriedivision in die Schlacht. Gegen die erfahrenen Wehrmachtseinheiten, die bereits seit Wochen ihre Stellungen hielten, kamen auch die zusätzlichen US-Truppen im erbittert geführten Grabenkampf nur mühsam voran. Nach heftigen Gefechten gelang es den Alliierten erst am 29. November, den Ort Hürtgen einzunehmen.

Wie im Dschungelkampf gegen die japanischen Truppen auf der anderen Seite der Welt, so zwangen auch die Deutschen den Alliierten einen Kampf im Dickicht des Waldes auf. Diese mußten im mühsamen Kleinkrieg Dorf für Dorf erobern, bis sie schließlich am 8. Februar das Gebiet besetzen konnten, nachdem die zwischenzeitlich begonnene deutsche Ardennenoffensive die Schlacht um den Hürtgenwald erneut zum Erliegen gebracht hatte. Durch die Öffnung der nahen Rurtal- und Urfttalsperren Anfang Februar 1945 erzeugten die deutschen Verteidiger jedoch ein künstliches Hochwasser, das das Vordringen des Feindes um weitere zwei Wochen verzögerte.

Amerikaner gedenken der „Todesfabrik“

Die „Operation Queen“ war für die Alliierten ein Mißerfolgt. Trotz ihrer materiellen und zahlenmäßigen Überlegenheit war es ihnen nicht gelungen, die deutschen Verteidiger entscheiden zu schlagen. Außerdem gelang es diesen, den Vormarsch ihrer Feinde in das innere des Deutschen Reiches wiederholt aufzuhalten.

Der Ehrenfriedhof Hürtgen: Dort liegen die Gebeine von 2.221 deutschen Gefallenen der Schlacht Foto: picture alliance

In der Erinnerungskultur der Amerikaner spielt der Kampf um das Waldareal eine große Rolle. Aufgrund ihrer hohen Verluste nannten ihn die Veteranen Death Fabric (Todesfabrik) oder Hurt-genwald, in Anlehnung an das englische Wort „hurt“ für „verletzen“. Der britische Historiker Antony Beevor berichtet davon, daß GIs versuchten, ihrem Einsatz in der unwirtlichen Winterlandschaft durch Selbstverstümmelungen zu entgehen. Andere erlitten Nervenzusammenbrüche aufgrund der heftigen Kämpfe oder versuchten, sich umzubringen.

Denkmal für einen toten Feind

Auch heute ist der Krieg im Wald präsent. Immer noch liegen unentdeckte Minen im Boden. Da es sich um Glas- oder Holzminen handelt, sind sie durch Metaldetektoren nicht aufspürbar. Wanderungen abseits der Wege sind daher lebensgefährlich.

Auf dem Ehrenfriedhof Hürtgen, auf dem Gefallene beider Seiten liegen, befindet sich ein Denkmal für einen deutschen Soldaten, welches der Veteranenverband des 22. US-Infanterieregiments aufstellte. Es erinnert an Leutnant Friedrich Lengfeld, der während der Kämpfe am 12. November 1944 tödlich verwundet wurde, als er versuchte, einen verletzten GI aus einem Minenfeld zu retten. Auf der Gedenktafel steh auf Englisch ein abgewandeltes Zitat aus dem Johannes-Evangelium. Die Übersetzung lautet: „Niemand hat größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seinen Feind.“

Panzer der US-Army nehmen während der „Operation Queen“ im November 1944 deutsche Stellungen unter Beschuß Foto: picture alliance / akg
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