BERLIN. Linksradikale haben während des traditionellen Trauermarsches zur Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg den Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus geschändet und die dortige Mahnwache angepöbelt. An dem Gedenkstein, der sich gegenüber der Grabstelle der beiden KPD-Gründer befindet, kam es an dieser Stelle bereits in den Jahren zuvor während der zentralen Veranstaltung der deutschen Linken immer wieder zu Übergriffen.
Dieses Jahr war eine Mahnwache um die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld vor Ort. „Als die Linksradikalen den Friedhof erreichten, gab es keine polizeilichen Bedenken“, berichtet Lengsfeld auf der Internetseite „Achse des Guten“ von der Veranstaltung. Ein DDR-Nostalgiker possierte mit militärischem Gruß, während „Stalin- und Mao-Bannerträger mitgebrachten Müll auf dem Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus häuften und ihn bespuckten“.
Linkspartei ringt um ein Verhältnis zum Stalinismus
Seit geraumer Zeit kämpft die Linkspartei um ein Verhältnis zu den Opfern des Stalinismus. Nach jahrelangen parteiinternen Widerstand erinnert eine vor wenigen Wochen eingeweihte Gedenkplakette an der Parteizentrale an deutsche Kommunisten, „die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden“.
Wie N-TV berichtet, ehrten einzelne Politiker der Linkspartei neben der Kranzniederlegung am Grab von Liebknecht und Luxemburg auch den benachbarten Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus, darunter Fraktionschef Gregor Gysi, die beiden Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping sowie Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau. Die Parteilinke Sahra Wagenknecht und andere ignorierten den Gedenkstein.
Liebknecht und Luxemburg wurden von deutschen Freikorps am 15. Januar 1919 erschossen. Zuvor hatten sie zum bewaffneten Kampf gegen die Weimarer Republik aufgerufen. „Die Liquidierung des ‘Haufens organisierter Verwesung’, der sich heute Sozialdemokratie nennt, ist nicht als Privatangelegenheit in den Entschluß einzelner oder vereinzelter Gruppen gegeben. Sie wird sich als unvermeidlicher Nachtrag dem Weltkrieg anschließen und muß als große öffentliche Machtfrage unter Aufbietung aller Kräfte ausgefochten werden“, heißt es bei Luxemburg. (FA)