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Terror auf Sparflamme

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Wenn während des Zweiten Weltkrieges deutsche Soldaten ins besetzte Dänemark verlegt wurden, dann wähnten sie sich wie im Paradies. Alles, was es in Deutschland nicht mehr gab, von Sahnekuchen bis Schokolade, von Speck bis Weißbrot, konnte man in dänischen Geschäften kaufen — wenn man genug Kronen hatte. Die Soldaten waren in der Öffentlichkeit zwar Fremdkörper, wurden aber nicht diskriminiert. Der derzeit in unseren Kinos laufende Film „Tage des Zorns“, eine deutsch-dänische Produktion, vermittelt dem Publikum dagegen den Eindruck, im nordischen Königreich sei ein permanenter Kampf zwischen Wehrmacht und Partisanen geführt worden. Viele Filmkritiken haben hierzulande diesen irritierenden Umstand kaum thematisiert. In Dänemark hingegen hat er eine landesweite Diskussion ausgelöst, denn er widerspricht vielen seit Jahrzehnten gängigen Klischees. Im September 1939 beschließt das britische Kabinett, das neutrale Norwegen zu besetzen, um die deutschen Erzzufuhren aus Schweden abzuschneiden. Wenige Tage später kann die deutsche Abwehr darüber nach Berlin berichten. Hitler zögert noch einen Monat lang und ordnet dann deutsche Gegenmaßnahmen an, denn ohne die Schwedenerze kann Deutschland nicht Krieg führen. Dänemark, das seit Ende der zwanziger Jahre unter pazifistischen Regierungen eine fast totale Abrüstungspolitik betrieben hatte und daher nicht in der Lage war, seine Neutralität gegen wen auch immer zu verteidigen, soll als Verbindungsland friedlich besetzt werden. Im April 1940 überschreiten deutsche Truppen die Grenze. Die Reichsregierung richtete ein Memorandum an die dänische Regierung, in dem sie die Gründe für den Einmarsch darlegte. Sie erklärte, man habe nicht die Absicht, die territoriale Integrität und die politische Unabhängigkeit des Königreichs anzutasten, sondern werde nur strategisch wichtige Punkte besetzen. Unter Protest akzeptiert die dänische Regierung die Besetzung und bleibt im Amt. Der König verläßt Dänemark nicht. Den deutschen Soldaten wird in einem Merkblatt eingeschärft, daß sie sich in einem befreundeten Land befinden und daß alles zu unterlassen sei, was geeignet wäre, die nationale Ehre der Dänen zu kränken. Von der Besatzungsmacht unbeeinflußt finden Folketing-Wahlen statt. Die deutschen Soldaten — und nicht nur sie — empfinden die Situation in Dänemark fast wie im Frieden. Währenddessen werden in England im Zuge der „Special Operations Executive“ Partisanen ausgebildet, die in allen von Deutschland besetzten Ländern, wie Churchill sich ausdrückte, „ungentlemanly warfare“ entfesseln sollen, darunter auch Dänen. Über Schweden oder per Fallschirmabsprung werden sie nach Dänemark geschleust, wo sie sich bemühen, Partisanengruppen zu bilden. Zulauf können sie erst verzeichnen, als Deutschland die Schlacht um Stalingrad verloren hatte und sich abzeichnete, daß das Reich den Krieg verlieren könne. Die Attentate sollen sich weniger gegen die deutsche Besatzungsmacht richten als vor allem gegen Dänen, die mit Deutschland kollaborieren oder von denen man es glaubt. Diese Situation schildert der Film „Tage des Zorns“, und das ohne pathetische Heldenverehrung. Die beiden Hauptpersonen, die nach dem Krieg in Dänemark postum zu hohen Ehren kamen, erscheinen weniger als Soldaten im Untergrund, sondern eher — wie es der ehemalige Fraktionschef der dänischen Sozialdemokratischen Partei, Hartvig Frisch, nach dem Krieg Unterrichtsminister, schon früher ausdrückte — als Mörder. Auch der hohe Jurist Svenning Rytter bezeichnete die Liquidierungen als „das dunkelste und blutigste Kapitel der dänischen Rechtsgeschichte während der Besatzungszeit“. Neunzig Prozent der Ermordeten seien keine „Verräter“ gewesen. Der Film zeigt auch, wie die Widerstandskämpfer auf Raubzüge gehen wie ordinäre Kriminelle. Gegen die Befehle ihrer Vorgesetzten, die britische Offiziersränge haben, bringen sie auch deutsche Soldaten um, was deutsche Sanktionen nach sich zieht. Gegenterror wird von den im Film in schwarzen Uniformen auftretenden dänischen Nationalsozialisten des Schalburg Korpe geübt. Nach dänischen Nachkriegserhebungen ermordeten die Widerstandskämpfer 139 Deutsche und mindestens 375 Dänen, denen 127 Opfer von deutscher Seite gesteuerter Gegenmaßnahmen gegenüberstehen. Sofort nach Kriegende wurde verboten, die Fälle der ermordeten Dänen aufzuklären. Daß Dänemark die zwielichtigen Täter später zu Nationalhelden verklärte, mag darauf zurückzuführen sein, daß der Widerstand während des Krieges gering war, so daß die Siegermächte sich lange weigerten, Dänemark als „kriegführenden Verbündeten“ anzuerkennen. Das geschah erst nach Ende der Kampfhandlungen im Mai 1945. Der Chef der Gestapo sowie ein Offizier der Abwehr, beide von deutschen Schauspielern dargestellt, werden nicht, wie in Dänemark bis vor geraumer Zeit üblich, als brutale „Preußen“ dargestellt, sondern man macht ihr Handeln verständlich. Bemerkenswert auch, daß der Darsteller des einen Widerstandskämpfers, der auch international bekannte Schauspieler Mads Mikkelsen, in mehreren Interviews in deutschen Zeitungen darauf hinwies, daß es zwar 800 bis 900 dänische Widerstandskämpfer gegeben habe — diesen standen jedoch 7.000 Dänen gegenüber, die in den Reihen der Waffen-SS und der Wehrmacht gegen die Sowjetunion gekämpft haben. Fotos: Besatzungssoldaten der Wehrmacht 1940 in Kopenhagen: Von Alliierten lange nicht als „kriegführender Verbündeter“ anerkannt; Filmplakat „Tage des Zorns“: Partisanenkampf suggeriert

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