Nachdem die Altphilologin Annette Rink umfangreiche Studien zur Bedeutung der Antike im Werk von Ernst Jünger und Carl Schmitt veröffentlicht hat, wendet sie sich in gleicher Sache Stefan George (1868 – 1933) zu (Weimarer Beiträge, 4/02). An Zeugnissen für die eifrige „Anverwandlung“ antiker Muster und die intensive Auseinandersetzung mit dem Altertum fehlt es im Werk des „Meisters“ jedenfalls nicht. Am bekanntesten ist der Rückbezug Georges und seines Schüler- „Kreises“ auf die Staatskonzeption Platons. Rink glaubt, die gesamte politische Philosophie Georges sei bereits 1892 in der Figur des „Algabal“, der dichterisch verarbeiteten Biographie des spätrömischen Kaisers Heliogabalos präsent. Von da aus führe der Weg zu einer Staatsmythologie, die sich, wie Rink in blauäugigem Einverständnis mit einschlägigen Deutungen des Berliner Soziologen Richard Faber meint, „gut“ mit der Führerideologie des Nationalsozialismus vertragen habe. Obwohl Rink damit ihre Ansicht von der großen Nähe zwischen „George und Hitler“ begründet, verschweigt sie nicht, daß der „Nuancenreichtum“ der Algabal-Gestalt sie eher zur „Widerstandslektüre“ gemacht habe.