BERLIN. Unions-Fraktionschef Jens Spahn hat angekündigt, daß das Renteneintrittsalter in naher Zukunft auf voraussichtlich 70 Jahre angehoben werden wird. „Wenn wir immer länger leben, werden wir einen Teil dieser längeren Lebenszeit auch arbeiten müssen“, sagte der Politiker am Montag in der Talkshow „Maischberger“. Grundsätzlich müsse man bei der Rente „auch einfach den Deutschen ehrlich sagen, was Sache ist“.
Derzeit sei es jedoch der falsche Zeitpunkt für eine solche Debatte. Erst kürzlich sei schließlich das Renteneintrittsalter von 67 Jahren eingeführt worden. Erst um die Jahre 2030 bis 2031 solle das Alter auf 70 Jahre angehoben werden – „schrittweise, Jahr um Jahr und dann Monat um Monat“.
Am Montag hatte ein von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) eingesetzter Beraterkreis ein Gutachten vorgestellt, in dem er dafür plädiert, das Renteneintrittsalter nach der durchschnittlichen Lebenserwartung zu bemessen. Die Rente mit 63 müsse abgeschafft werden und der Nachhaltigkeitsfaktor – bei dem die Rentenanpassung an das Verhältnis zwischen Rentenbeziehern und Einzahlern gekoppelt werden soll – wieder eingeführt.
Renten-Debatte sorgt für Streit in der Union
Die Bevölkerung werde „mehr arbeiten müssen, wenn wir den Umfang der Sozialversicherungen bewahren wollen, ohne zeitgleich den nachfolgenden Generationen noch mehr Lasten zu hinterlassen“, heißt es im Gutachten des Kreises. Als Vorbild könne Dänemark gelten, wo das Rentenalter bis 2040 auf 70 Jahre angehoben werden soll (JF berichtete).
Im Juli hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) die Bundesregierung zu einer Reform des Rentensystems aufgefordert – noch innerhalb der aktuellen Legislaturperiode (JF berichtete). Ähnlich wie das von Reiche eingesetzte Gremium forderte er, die gestiegene Lebenserwartung stärker für das Renteneintrittsalter in Betracht zu ziehen.
Dagegen stellte sich Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU). „Ich lehne ein höheres Renteneinstiegsalter entschieden ab“, betonte der Politiker und nannte entsprechende Konzepte „realitätsfern“. Gerade in belastenden Berufen sei ein späterer Renteneintritt nicht zumutbar. Stattdessen plädiere er für flexible Übergänge. (lb)