DÜSSELDORF. Die erneute Dunkelflaute am Montag hat den Strompreis in Deutschland in schwindelerregende Höhen getrieben. Der sogenannte Day-Ahead-Preis stieg laut Fraunhofer Energy Charts auf bis zu 583 Euro pro Megawattstunde. Für das Elektrostahlwerk der GMH Gruppe in Niedersachsen hatte das gravierende Folgen: Die Produktion kam zum Stillstand.
Das Werk, das grünen Stahl mit einem energieintensiven Elektrolichtbogenofen herstellt, sah sich gezwungen, die Maschinen abzustellen. „Unter diesen Bedingungen ist eine kostendeckende Produktion unmöglich“, erklärte ein Sprecher. Bereits seit Jahresbeginn arbeitet das Unternehmen in eingeschränktem Betrieb und setzt teilweise auf Kurzarbeit.
Kritik an der Energiepolitik
Anne-Marie Großmann, Geschäftsführerin der GMH Gruppe, machte die deutsche Energiepolitik für die Lage verantwortlich. „Abgeschaltete Atomkraftwerke, fehlende Gaskraftwerke und explodierende Netzentgelte – das sind die Ergebnisse der politischen Entscheidungen der letzten Jahre“, schreibt sie sich auf LinkedIn den Frust von der Seele. Diese Entwicklungen bedrohten nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, sondern auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

Ein Problem mit System
Die Abhängigkeit von erneuerbaren Energien sorgt immer wieder für extreme Preisschwankungen. Bereits andere Unternehmen, wie der ostdeutsche Stahlhersteller Feralpi, mußten aus ähnlichen Gründen ihre Produktion einstellen. „Das ist kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem“, so Großmann weiter.
Sie fordert ein klares Umdenken in der Energiepolitik. „Wir brauchen stabile Strompreise, eine Begrenzung der Netzentgelte und die Nutzung von Erdgas als Übergangslösung.“ Andernfalls drohten weitere Produktionsstopps und ein massiver Verlust an wirtschaftlicher Substanz.
Stahlproduktion ins Ausland verlegen
Großmann sagte bereits vor wenigen Tagen deutlich, was passiert, wenn die Politik nicht handele: „Dann läuft es aus, dann produzieren wir den Stahl eben nicht mehr.“ Das Unternehmen werde sich überlegen, ob man Weiterverarbeitungskapazitäten mit im Ausland gekauftem Stahl nutze oder „ob wir gleich die gesamte Wertschöpfungskette ins Ausland verlegen“.
Außer warmen Worten haben sie von Politikern bisher nichts gehört. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe ihrem Unternehmen gut zugeredet. Im September war er im Werk und überreichte einen Förderbescheid über 1,3 Millionen Euro – ein Tropfen auf den heißen Stein. (rr)