MÜNCHEN. Angestellte von Unternehmen wenden rund 22 Prozent ihrer Arbeitszeit für Bürokratie auf. Das geht aus einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts unter unternehmerischen Entscheidungsträgern hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach schätzen die Befragten im Durchschnitt, daß sechs Prozent ihres Unternehmensumsatzes für Bürokratiekosten draufgehen.
Acht von zehn Unternehmern beklagen negative Konsequenzen für die eigene wirtschaftliche Freiheit. Sechs von zehn beschweren sich darüber, daß Bürokratie ihre Wettbewerbsfähigkeit negativ beeinflusse. An der Umfrage nahmen 437 Entscheidungsträger beziehungsweise Unternehmen teil, darunter vor allem Geschäftsführer und Inhaber.
Meldepflichten sind Bärenanteil bei Bürokratie
Viele von ihnen sehen sich besonders durch Bürokratie im Datenschutz, Steuerrecht und Umweltrecht betroffen. Konkret äußert sich die dies in Berichts- und Meldepflichten, für die gut 80 Prozent der Befragten viel Zeit aufwenden müssen.
Dabei hat sich die Bürokratie nach Wahrnehmung der Unternehmer zuletzt negativ entwickelt: Fast alle geben an, daß sich deren Komplexität in den vergangenen zehn Jahren verstärkt habe. 85 Prozent sagen dies über die Jahre der Ampel-Regierung seit 2021. SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag unter anderem vereinbart, Steuerbürokratie zu verringern.
Die Unternehmer stellen allgemein sowohl dem Gesetzgeber als auch der Verwaltung kein gutes Zeugnis aus. So halten drei von vier Entscheidungsträgern gesetzliche Vorgaben für schlecht umsetzbar. Ebenso viele bemängeln die Geschwindigkeit, mit der die öffentliche Verwaltung arbeitet.
Regeln vor allem vom Bund und aus der EU
Ein deutliches Bild zeigt sich auch in der Frage, woher belastende bürokratische Anforderungen stammen: Zwei von drei Regulierungen kommen nach Einschätzung der Entscheidungsträger vom Bund oder von der Europäischen Union. Positiv schätzen Unternehmer dagegen laut ifo-Institut die Rechtssicherheit in Deutschland ein.
Unter dem Strich kommen die Macher der Studie aber zu dem Schluß, daß ihre Umfrage „von einer allgemeinen Unzufriedenheit der Unternehmen mit den bürokratischen Belastungen am Wirtschaftsstandort Deutschland“ zeuge. Bei der Mehrheit der Teilnehmer scheine „eine allgemeine Frustration vorzuherrschen“. (ser)