BERLIN. Der Vorsitzende des TÜV-Verbandes, Joachim Bühler, hat das für diesen Sonnabend geplante Abschalten der letzten drei deutschen Kernkraftwerke (KKW) kritisiert. Sie hätten „bis Ende des Jahrzehnts weiterlaufen können“, sagte er der Bild-Zeitung.
Bühler stellte klar: „Die deutschen Kernkraftwerke zählen nach wie vor zu den sichersten Kraftwerken der Welt. Das gilt bis zur Abschaltung und darüber hinaus.“ Der Experte sieht ein Versorgungsproblem auf Deutschland zukommen: Denn bis 2030 brauche die Bundesrepublik rund 50 Prozent mehr Strom als heute. Grund sind unter anderem die von der Regierung forcierte Elektromobilität und die Wärmepumpen-Pflicht.
Strom aus KKW muß mit Kohle kompensiert werden
Der bisherige Atomstrom, der nicht durch erneuerbare Energien gedeckt werde, müsse nun „durch Strom aus Kohle und Gas kompensiert werden – mit entsprechend schlechterer CO2-Bilanz“, sagte der 45jährige. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sogar erklärt, die Lücke, die durch den Atomausstieg entstehe, vor allem mit erneuerbaren Energien decken zu wollen. Doch das halten Experten für nicht möglich.
Aus Sicherheitsgründen sei der Atomausstieg nicht nötig, betont Bühler: Die KKW befänden sich „in einem sehr guten Zustand“ und seien darauf ausgelegt, noch deutlich länger zu laufen, um Deutschland mit Strom zu versorgen. Die drei Meiler, die nun vom Netz genommen werden, „wurden 1988 und 1989 in Betrieb genommen und sind für eine Betriebsdauer von mindestens 40 Jahren ausgelegt“.
Am Dienstag hatten die Deutsche Industrie- und Handelskammer und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Wirtschaftsminister Robert Habeck deutlich für den Atomausstieg kritisiert. (fh)