MÜNCHEN. Der Energieversorger Eon hat seine Kunden auf deutlich steigende Gas- und Strompreise eingestellt. „In der Stromgrundversorgung wurden bereits mehr als 1.000 Erhöhungen angekündigt und zum Teil schon durchgeführt. Da geht es um Aufschläge von durchschnittlich 35 Prozent“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Eon Energie Deutschland, Filip Thon, dem RND.
Zwar versuche der Energieversorger, „so viel wie möglich abzufedern“, allerdings müsse sich die „beispiellose Lage auf dem Markt“ bei den Preisen abbilden. Thon verwies darauf, daß die Preise für Gas und Strom im Großhandel um das Zwanzigfache beziehungsweise Achtfache gestiegen seien.
Bundesbehörde übernimmt Kontrolle über Gazprom-Tochter
Sollte Rußland seine Gaslieferungen nach Deutschland einstellen oder die Bundesrepublik ein Embargo verhängen, hätte dies „drastischen Folgen für die deutsche Volkswirtschaft“, betonte Thon. Derzeit seien die deutschen Gasspeicher nur zu 25 bis 27 Prozent gefüllt, „entsprechend hoch wird die Nachfrage zum Füllen der Speicher sein“.
Ob es zu einem Embargo kommt, ist weiterhin unklar. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lehnte dies zuletzt immer wieder ab. „Wir verfolgen ja eine Strategie, uns unabhängig von russischem Gas, von Kohle, vom Öl zu machen, nur eben nicht sofort.“ Auch SPD-Chef Lars Klingbeil sprach sich gegen einen sofortigen Gasboykott aus. „Da müssen wir über die Konsequenzen reden, die das für uns in Deutschland hätte.“
Unterdessen hat die Bundesnetzagentur die Kontrolle über die deutsche Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom übernommen. „Die Bundesnetzagentur wird heute für eine Übergangszeit als Treuhänderin für Gazprom Germania eingesetzt“, teilte die Bundesbehörde mit. Damit solle die Gasversorgung sichergestellt werden. „Wir wollen alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Versorgungssicherheit weiter zu gewährleisten. Die Geschäfte der Gazprom Germania und ihrer Tochterunternehmen sollen in diesem Sinne kontrolliert weitergeführt werden“, betonte Netzagentur-Chef Klaus Müller gegenüber der „Tagesschau“. (ho)