BERLIN. Der russische Staatskonzern Gazprom hat seine Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien eingestellt. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einem möglichen Erpressungsversuch Moskaus, wie die ARD-„Tagesschau“ am Dienstag abend berichtete.
Sein Land sei aber vorbereitet und die Speicher zu 76 Prozent gefüllt. Die Europäischen Fernleitungsnetzbetreiber bestätigten, daß durch die Jamal-Pipeline aus Weißrußland kein Gas komme.
Der polnische Erdgaskonzern PGNiG bezeichnete das Vorgehen als Vertragsbruch, für den Schadensersatz verlangt werden könne. Das Unternehmen hat einen längerfristigen Liefervertrag mit Rußland, der dieses Jahr ausläuft. Warschau hofft, noch in diesem Jahr eine neue Pipeline in Betrieb nehmen zu können, die norwegische Gaslieferungen über Dänemark ermöglicht.
Vorerst keine Gas-Beschränkung für Privathaushalte
Bulgarien bezieht sein Gas zu 90 Prozent aus Rußland. Die Regierung des Landes versicherte, es werde vorerst keine Beschränkungen für Privathaushalte geben.
Als Reaktion auf EU-Sanktionen und den Ausschluß aus dem internationalen Bankensystem Swift hatte Rußland Ende März angekündigt, sich Erdgaslieferungen künftig in Rubel bezahlen zu lassen. Polen und Bulgarien lehnen dies ab. (JF)