WIESBADEN. Die Verkaufspreise im Großhandel sind im Juni so stark gestiegen wie seit fast 40 Jahren nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte, kletterten die Großhandelspreise im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,7 Prozent nach oben.
Einen höheren Anstieg hatte es zuletzt im Oktober 1981 während der Ölkrise gegeben. Damals wuchsen die Preise um elf Prozent gegenüber Oktober 1980 an. Bereits im Mai dieses Jahres verzeichnete das Bundesamt eine Veränderung um plus 9,7 Prozent. Im April waren es plus 7,2 Prozent.
Mineralölerzeugnisse haben größten Einfluß
Den größten Einfluß auf die Steigerung hat demnach der Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (plus 37,7 Prozent). Ob wiederverwertbare Reststoffe (plus 77,6 Prozent) oder Erze und Metalle (plus 54,2 Prozent), die Preise dafür legten kräftig zu. Auch Roh- und Schnittholz (plus 48,4 Prozent) sowie Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (plus 26,9 Prozent) wurden erheblich teurer.
Zum Teil begründet sich der Preisanstieg laut Bundesamt durch den Basiseffekt, der eintritt, wenn der Ausgangswert im Vergleichsmonat – etwa aufgrund der Corona-Krise – einen besonders niedrigen Basispreis aufwies.
Auch steigende Nachfrage führt zu Teuerung
Allerdings ergänzten die Statistiker auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT, daß die Preissteigerungen auch auf den gestiegenen Bedarf wegen der wiederanziehenden Wirtschaft zurückgehen. Dies lasse sich etwa bei Rohstoffen wie Erzen und Holz nachweisen. Hierbei seien die Preise im vergangenen Jahr nicht so stark gefallen, zögen nun aber deutlich an.
Daten von Anfang Juni hatten gezeigt, daß auch Strom- und Benzinpreise kräftig zulegten. Deutschland ist demnach zum zweiten Mal in Folge europäischer Spitzenreiter, wenn es um die Höhe des Strompreises geht. (ls)