Am heutigen Dienstag öffnet die International Consumer Electronics Show (CES), eine der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik, wieder ihre Pforten für Branchen-Fachleute, Journalisten und Sparten-Insider. Noch vor Beginn sorgte Tech-Gigant Amazon für Aufsehen – auf zweierlei Weise.
Zum einen kündigte er am 5. Januar neue Entwicklertools für den Sprachassistenten Alexa an: Das Alexa Mobile Accessory Kit soll die Sprachassistenz-Software Alexa auf einer ganzen Reihe weiterer Elektrogeräte verfügbar machen.
Zum anderen – und dies ist durchaus im Zusammenhang zu betrachten – überraschte Amazon kurz vor dem Jahreswechsel, am 29. Dezember mit seinem neuesten Transparenzbericht, der die Zahlen für die ersten sechs Monate des Jahres 2017 enthält.
Amazon beantwortete fast jede zweite Anfrage positiv
Demnach hat der Konzern zwischen Januar und Juni eine neue Rekordmenge an Kundendaten an die US-Regierung übergeben, um den Forderungen der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden nachzukommen.
Allein im Cloud-Segment erhielt Amazon 1.936 Anfragen aus der Bürokratie. Dabei ging es in 1.618 Fällen um Vorladungen, in 229 Fällen um Durchsuchungsbefehle und in 89 Fällen um andere gerichtliche Verfügungen gegen Amazon-Kunden.
Im Durchschnitt beantwortete Amazon 42 Prozent der Anfragen positiv und gab Daten an die Behörden heraus. Hinzu kamen 75 Anfragen aus dem Ausland. Auf 2 dieser Anfragen reagierte Amazon – eine Quote von 2,7 Prozent.
Unterscheidung zwischen ausländischen und US-Behörden
Aufträge zur Entfernung von Inhalten aus der Cloud wurden laut Amazon nicht erteilt. Allerdings verweigerte das Unternehmen genauere Angaben darüber, inwieweit Behörden des Staatsschutzes in die Datenabfrage involviert gewesen seien.
Zum einen fällt auf, daß der IT-Gigant klar zwischen Anfragen von US-Behörden und Anfragen ausländischer Institutionen unterscheidet. Nahezu die Hälfte aller inländischen Datenübermittlungen wurden genehmigt, hingegen nicht einmal 3 Prozent aus dem Ausland.
Zum anderen sticht ins Auge, dass der Transparenzbericht – aller Lorbeeren, die sich Amazon aufgrund der Freiwilligkeit verdienen mag – keinerlei Angaben über die anderen Geschäftsbereiche enthält. Vor allem ist nichts darüber zu lesen, wie Amazon mit den durch die Echo- und Alexa-Produkte gesammelten Daten umgeht.
Die Software Alexa, die über sogenannte Echo-Lautsprecher der Kunden nahezu pausenlos alles Gesprochene mithört und zur Analyse und alltäglichen Unterstützung der Abgehörten gen Silicon Valley sendet, soll dank des Mobile Accessory Kit in immer mehr Produkte der verschiedensten Tech-Konzerne einziehen.
Google, Facebook und Amazon sind mächtiger als wir denken
Im Kreis der teilnehmenden Firmen befinden sich Namen wie Bose und Jabra. Selbst der Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool arbeitet bereits an Alexa-Mikrowellen, während Samsung sogar Backöfen mitlauschen lassen möchte.
In seinem Buch „Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft“ aus dem Jahr 2013 schreibt Eric Schmidt, heute Executive Chariman der Google-Mutter Alphabet, Erhellendes: „Wir glauben, daß Plattformen der modernen Technologie wie Google, Facebook, Amazon und Apple mächtiger sind, als die meisten wahrhaben wollen. Und ihre Macht besteht darin, daß sie wachsen können und insbesondere sich so schnell ausbreiten können. Beinahe nichts, mit Ausnahme eines biologischen Virus, kann sich so schnell, effizient oder aggressiv ausbreiten wie diese Technologieplattformen. Und diese Macht überträgt sich auch auf die Menschen, die sie erstellen, kontrollieren und nutzen.“