FRANKFURT/MAIN. Der Widerstand gegen das geplante Programm der Europäischen Zentralbank zum Ankauf von Staatsanleihen wächst. „Der Nutzen und die Risiken eines solchen Programms müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Das sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, sagte die deutsche Vertreterin im EZB-Direktorium, Sabine Lautenschläger, der Welt am Sonntag.
Nach Ansicht des Mitglieds im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums, Kai Konrad, gefährde die Zentralbank damit „den Euro und opfert sich am Ende selbst“. Der Ankauf von Staatsanleihen sei dabei ein „bequemer Ausweg“, betonte der Ökonom. Unterstützung erhielt er dabei vom früheren EZB-Chefökonom Jürgen Stark.
Italien: Risiken soll die Eurozone tragen
Das EZB-Programm bringe „überhaupt nichts, sondern schürt nur noch die Unsicherheiten und Instabilitäten“, warnte Stark. In der Vergangenheit hatte bereits der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, scharfe Kritik an den Plänen geübt. „Die Finanzmärkte sind nur dadurch beruhigt worden, daß die Lasten von den cleveren Zockern hinter ihren Bildschirmen auf die treuglaubenden Steuerzahler verlagert wurden. Das ist zynisch“, sagte Sinn im Oktober.
Dagegen verteidigte der Präsident der italienischen Zentralbank, Ignazio Visco, Staatsanleihenkäufe durch die EZB. Diese seien derzeit „das wirksamste Mittel“, sagte er der Welt am Sonntag. Er lehne es jedoch ab, daß dafür die nationalen Zentralbanken verantwortlich sein müßten: „Wir sollten es bei dem Verfahren belassen, das auch sonst für unsere geldpolitischen Maßnahmen gilt: Die Risiken trägt das Eurosystem insgesamt.“ EZB-Chef Mario Draghi hatte angekündigt, das Progranmm auch gegen den Willen Deutschlands durchzusetzen. (ho)