Uli Hoeneß hat einen Kapitalgewinn aus bereits versteuertem Einkommen nicht noch einmal versteuert. Der Sturm der Entrüstung, der jetzt losgebrochen ist, sagt mehr über den geistigen Zustand der Deutschen als über Hoeneß aus.
Plötzlich ist nicht mehr die Rede von milliardenschweren Rettungsschirmen zugunsten fremder Länder, von Steuergeldverschwendung im Inland, von staatlicher Hehlerei mit geklauten Kontodaten, vom Weginflationieren des deutschen Volksvermögens durch den Euro oder von der Selbstbedienungsmentalität unserer Volksvertreter. Und: von den höchsten Steuereinnahmen der deutschen Geschichte, die den Linken immer noch nicht hoch genug zu sein scheinen. Stattdessen werden wir Zeugen einer medialen Hetzkampagne gegen einen Mann, der trotz seines Schweizer Bankkontos in seinem Leben mit Sicherheit mehr Geld beim Fiskus abgeliefert hat als die meisten Politiker oder Journalisten, die jetzt über ihn herfallen.
Schreibtischtäter am Drücker
Ausgerechnet der NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans forderte gestern bei Günther Jauch: „An Gesetze muß man sich halten.“ Nun ja, er selbst nimmt das nicht so genau, denn seine Landeshauhalte für die Jahre 2010 und 2011 sind vom obersten Gericht Nordrhein-Westfalens gekippt worden, weil sie verfassungswidrig waren. Nicht, daß solche Urteile irgendeine Konsequenz besäßen. Aber Uli Hoeneß, der seinen selbst erwirtschafteten Gewinn nicht gleich freiwillig beim Staat abliefert, der soll am besten einfahren.
Wer möchte, daß das Kapital aus Deutschland nicht abfließt, der muß zwei Dinge tun: das Steuersystem grundlegend reformieren und Deutschland als Standort wieder attraktiv machen.
Steuerreform: Das deutsche Steuerrecht ist das komplizierteste der Welt. Niemand versteht alle Regeln. Selbst Durchschnittsverdiener sind kaum noch in der Lage ihre Abrechnung selbst zu machen, verzweifeln an der Vielzahl von Regeln und Ausnahmen. Die Progression tut ihr übriges. Am Ende denkt jeder zu Recht oder zu Unrecht, er sei der Verlierer des Systems und sucht nach Wegen sein Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Auch Edelmetalle werden immer stärker besteuert
Lukrativer Standort: Deutschland ist kein Land mehr, in das Anleger gerne ihr Geld bringen. Deutsche Politiker befürworten die stille Enteignung von Bürgern fremder Länder – wie Zypern. Sie schaffen Anreize für Investments, die wirtschaftlicher Schwachsinn sind (z.B. Ökostrom, Riesterrente, Abwrackprämie). Und sie schüren mit ihrem Kampf gegen „Schwarzgeld“ und Bargeld die Angst, daß das Geld später nicht mehr frei verfügbar ist. Durch höhere Steuern auf Silbermünzen wird demnächst auch wieder eine Fluchtmöglichkeit ins Edelmetall genommen.
Das wichtigste aber ist Vertrauen. Wenn die Bürger Vertrauen in die Redlichkeit der Politiker haben, dann bringen sie ihr Geld nicht fort. Warum wohl bringen Schweizer ihr Geld nicht in andere Staaten? Auch die Schweiz ist keine steuerfreies El Dorado. Trotzdem haben die Bürger trotz hoher Steuern das Gefühl, daß es in diesem kleinen Land sauberer zugeht als bei uns. Daran sollten sich unsere Politiker eine Scheibe abschneiden – statt Anstiftung zum Datendiebstahl zu leisten.
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