Die mexikanische Schweinegrippe-Pandemie scheint vorerst gebannt. Dennoch wäre dem effizienten Selbstschutz zuträglich, wenn man als Überträger ansteckender Krankheiten wandelnde Mitmenschen kraft seiner Sinne als solche wahrnehmen könnte. Neben den Einsparungsmöglichkeiten für die Gesundheitssysteme ließe sich so präventiv manches individuelle Leiden abwenden. Vielleicht war der Mensch in einer früheren Phase seiner Entwicklungsgeschichte sehr wohl zu dieser – heute hellseherisch anmutenden – Sinnesleistung fähig. Mäuse sind das noch, wie Forscher der Universität Genf kürzlich feststellen konnten. Sie entdeckten in den Nasen der Nager einen spezifischen Typ von Geruchsrezeptoren. Dank spezialisierter Moleküle sind die Mäuse in der Lage, verseuchte Nahrungsmittel und kranke Artgenossen zu erkennen.
Dies mag einerseits die Begründung für die bei Labormäusen in Fütterungsstudien vielfach konstatierte Ablehnung gentechnisch veränderter Futtermittel nachreichen, erklärt vor allem aber Verhaltensspezifika der Tiere, sobald sie auf kranke Artgenossen treffen. Das „Vomeronasale Organ“, so der Name des beidseitig an der Nasenscheidewand sitzenden Riechorgans, ist imstande, Stoffe zu identifizieren, die mit unterschiedlichen Krankheiten, namentlich mit Entzündungen in Zusammenhang stehen. Kranken Artgenossen kann damit ebenso ausgewichen werden wie unbekömmlichen, weil mit Schadstoffen angereicherten Nahrungsmitteln. Bei Menschen und Menschenaffen, so die Schweizer Wissenschaftler, sei das Vomeronasale Organ nur noch als nicht funktionsfähiges Relikt vorhanden. Ob und wie weit es daran beteiligt ist, wenn der eine unter uns den anderen schlicht nicht riechen kann, bleibt vorerst offen.