Deutschland ist 2005 erneut Exportweltmeister, mit ei-nem Leistungsbilanzüberschuß von 92,2 Milliarden Euro. Neue Arbeitsplätze sind damit nicht geschaffen worden. Die Kranken- und Rentenversicherung gehen hierzulande im wahrsten Sinn des Wortes am Stock. Die heute Dreißigjährigen haben schon das verloren, was sie erst bezahlen werden. Das eigentliche Problem ist nicht die Globalisierung und der „Heuschrecken“-Kapitalismus. Der Ökonomismus, der das Fundamentalprinzip nach 1945 wurde, hat in Deutschland bisher nicht Fuß gefaßt. Die Verachtung des Geldes verbindet sich in Deutschland mit dem Geruch des Unanständigen. Der Staat sorgt für den Bürger, so der Glaube der Deutschen: im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich, in der DDR – und der Bundesrepublik Deutschland. Jetzt fehlt dem Staat das unanständige Geld. Und kaum ein Bürger hat gelernt, für sich selbst zu sorgen mit dem Geld, das ihm zur Verfügung steht. Armut ist plötzlich kein Exklusivphänomen mehr für Hilfsarbeiter. Die Weltfirma Deutschland hat massive ökonomische und soziale Probleme. Über fünf Millionen statistische Arbeitslose sind die Opfer des verlorengegangenen deutschen Alleinstellungsmerkmals auf dem Gebiet der Technik. Eine Magnetschwebebahn kann bald fast jedes Land bauen, jedes beliebige deutsche Mittelklasseauto ebenso. Massive Investitionen in Ausbildung statt in Windenergie und Filmförderung könnten das Ergebnis von Bildung meßbar besser machen durch mehr Lehrer und mehr Professoren. Es muß wieder Geist und Intelligenz in diesem Land produziert werden. Erfolgt das nicht, wird die Wettbewerbsfähigkeit der Bevölkerung und damit Deutschlands immer geringer werden.