Eigentlich hätten bei allen Grünen Freudenfeuer brennen müssen. Die Atomkraftwerke in Tschernobyl sind endgültig abgeschaltet worden. Schließlich war es eines ihrer Hauptanliegen, das "Symbol für eine technologische Fehlentwicklung" (O-Ton Trittin) zu beseitigen. Vielleicht waren die Freudenkundgebungen deshalb begrenzt, weil es nur "der Anfang vom Ende der Atomkraft" war (Trittin) war. Die Reaktorkatastrophe habe "klar vor Augen geführt, daß die Nutzung der Atomenergie mit unkalkulierbaren Risiken verbunden" sei und "schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt" haben könne (Trittin). Weil in Deutschland noch ein paar AKWs laufen, ist für ihn wohl eher eine Trauerbinde angesagt.
Bestimmt werden die Grünen nicht deshalb Trauer tragen, weil nun ein Hauptgrund ihrer Existenz entfallen ist. Im Gegenteil, es bleibt mehr denn je zu tun übrig. Da ist zuvorderst die Überwachung der endgültigen Abschaltung aller deutschen AKWs. Die sind zwar die technisch fortschrittlichsten auf der Welt, unterstehen aber dem unmittelbaren Machtbereich der Grünen. Kniffliger wird da schon die Abschaltung der französischen AKWs. Sie liegen zwar im Grenzbereich fast auf deutschem Boden, gemeinerweise wollen sich die Franzosen aber nicht von uns das Abschalten vorschreiben lassen. Eher dürfte die Schließung des AKWs im böhmischen Temelín gelingen. Vielleicht hat man dessen Inbetriebnahme nur deshalb nicht verhindert, weil die jetzt auftretenden Pannen besser für die generelle Forderung nach Abschaltung aller AKWs benutzt werden können. Diese Masche wird auch in der Ukraine funktionieren, wo zur Zeit als Ersatz für Tschernobyl zahlreiche neue AKWs gebaut werden, in russischer Bauart und mit deutscher Unterstützung.