Der Wunsch der ostmitteleuropäischen Staaten, möglichst bald der EU beizutreten, ist ungebrochen. Jede Verzögerung der Aufnahme wird mit einer Mischung aus Entrüstung und Schmollen kommentiert, Diskriminierungsversuche, wie etwa bei der künftigen Verteilung der Ministerratsplätze, mit knirschenden Zähnen geschluckt. Nur beim Euro zeigt sich eine zunehmende Reserviertheit. Anläßlich eines Seminars der Österreichischen Nationalbank und der EZB zur Osterweiterung der EU war angesichts der Aussichten, nach dem EU-Beitritt auch bald den Euro übernehmen zu dürfen, wenig Enthusiasmus zu vermelden. Die meisten mittel- und osteuropäischen Staaten haben erkannt, daß mit der Preisgabe ihrer nationalen Währungen auch eine erhebliche Fesselung ihrer nationalen Währungspolitik verbunden ist. Gerade diese Freiheit brauchen die östlichen Beitrittsländer aber für die Heranführung ihrer Volkswirtschaften an das EU-Niveau.
Ungarn hat durch seinen Notenbankpräsidenten vermeldet, daß es die nach dem EU-Beitritt festgelegte Wartezeit von mindestens zwei Jahren gerne nutzen will, um mit flexiblen Wechselkursen die Wachstumspotentiale der ungarischen Wirtschaft abzustützen. Andere Länder sehen die Notwendigkeit einer gegenüber dem Euroraum höheren nationalen Inflationsrate, um ihre Volkswirtschaften an das EU-Preisgefüge heranzuführen. Einige dieser Staaten haben sich den Weg über Wechselkursanpassungen selbst verbaut, weil sie ihre Währung an die D-Mark koppelten oder die deutsche Währung als Parallelwährung einführten. Beachtenswert ist, daß nur wenige Länder den Euro sofort einführen wollen, denn die unvermeidliche Konsequenz ist eine entsprechend erhöhte Subventionierung dieser Volkswirtschaften durch EU-Gelder.