Am vergangenen Dienstag hat das Statistische Bundesamt die neuesten Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland für das Jahr 2005 bekanntgegeben. Die dramatischen Folgen der demographischen Entwicklung werden immer deutlicher sichtbar. Sinnbildlich gesprochen ist im letzten Jahr die Stadt Potsdam mit all ihren Einwohnern von der Landkarte verschwunden. Ausgelöscht. 2005 hat die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten um 144.000 Menschen überstiegen – die Einwohnerzahl der brandenburgischen Landeshauptstadt. 2004 lag das Geburtendefizit um 32.000 niedriger. Damals wurde quasi die Stadt Reutlingen (110.000 Einwohner) ausradiert. Und dieser Trend hält an. Man kann nicht oft genug daran erinnern, daß die Zahl der Abtreibungen sich neben derjenigen des Geburtendefizits wie ein Fluch ausnimmt, der über uns liegt. Fast jede vierte Schwangerschaft wird in einem der reichsten Länder der Erde wegen „sozialer Notlage“ durch staatlich gebilligte Tötung ungeborener Kinder gewaltsam beendet. Die Kosten des Tötungsaktes übernehmen die Krankenkassen. Gerade ging der Fall des Klinikbetreibers Friedrich Stapf durch die Presse (siehe JF 33/06), der in seiner Münchner Einrichtung seit den siebziger Jahren 100.000 Kindern im Mutterleib das Leben genommen haben soll. Stapf hatte sich vor Gericht erfolglos dagegen gewehrt, daß Christen vor seiner Klinik abtreibungswillige Frauen ansprechen, um sie von ihrem Entschluß abzubringen. Schlagzeilen machte im Frühjahr die „Tagesschau“-Sprecherin und Fernseh-Moderatorin Eva Herman, die in einem Cicero-Aufsatz polemisch mit dem Feminismus abrechnete. Selbst kühle, alleinerziehende Karrierefrau mit mehreren gescheiterten Ehen, rief sie helle Empörung (Alice Schwarzer: „Suada zwischen Steinzeitkeule und Mutterkreuz“) hervor, als sie das Gerede über fehlende Ganztagsbetreuung und starre Tarifverträge als faule Ausreden anprangerte: „Nicht das ‚System‘ muß überprüft werden. Wir Frauen kommen nicht drum herum: Jetzt müssen wir uns selbst einmal kritisch betrachten und nach unserem Handeln als Frau in all unserer Verantwortung fragen.“ Selbst „Profiteurin“ der Emanzipation, stellt Herman den von der Frauenbewegung propagierten Zwang zur beruflichen Karriere in Frage und fordert die Renaissance der traditionellen Mutterrolle: „Wie Mahnmale wachsen nun immer neue demographische Statistiken in den Himmel, auf denen wir die Alterspyramide ablesen können: Sie steht auf dem Kopf. Und obwohl wir Frauen leise ahnen, daß die Ursache bei uns liegt, in der Selbstverantwortung der Frauen, schweigen wir lieber.“ Zu Recht wurde eingewandt, daß noch stärker als der Gebär- der Zeugungsstreik von Männern wirkt, bei denen Kinder nicht mehr auf der Tagesordnung der Lebensplanung stehen. Eva Herman sieht jedoch die Emanzipation als die eigentliche heilige Kuh, die es zu schlachten gilt. Angespornt von den Entgegnungen hat sie ihren Aufsatz zu einem Buch erweitert, auf das man gespannt sein kann: „Das Eva-Prinzip – Für eine neue Weiblichkeit“ (Pendo Verlag). Ihre Tätigkeit als „Tagesschau“-Sprecherin muß sie wegen der zu erwartenden Kontroversen einstellen. Über Druck feministischer Lobbygruppen wird spekuliert.
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