Eigentlich ist der Dienstag ein ganz normaler Wochentag. Auch bei einer Wochenzeitung – sollte man meinen. Bei einer Wochenzeitung wie der JF, die just am Dienstagabend ihren Redaktionsschluß hat, liegt die Sachlage schon weitaus anders. Dann ist ein Dienstag eben kein Tag wie jeder andere. Denn ausgerechnet auf den Dienstagnachmittag und -abend fallen die Ereignisse, die die Welt bewegen. Es war ein Dienstag um 14.46 Uhr MESZ, als die Boeing 767 der American Airlines in den nördlichen Turm des World Trade Center flog. Es war Dienstagnacht, als George W. Bush zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gekürt wurde, und es war eben auch ein Dienstag, als eine gespannt vor dem Fernseher versammelte Redaktion um 18.43 Uhr von der Papstwahl Kardinal Ratzingers erfuhr. Plötzlich ist alles anders. Nun heißt es, die fertige Zeitung noch mal umzuwerfen und neu zu konzipieren. Der fertige Aufmacher muß weichen, ein neuer – von wem? – geschrieben werden. Auch das Interview ist kaum noch aktuell. Überhaupt rinnt die Zeit davon, ohne Rücksicht auf die letzte U- und S-Bahn zu nehmen. Doch was sind schon Abfahrtzeiten vor dem Hauch der Geschichte, der immer wieder dienstags über den Globus weht! Curd-Torsten Weick