Die Entscheidung der Frankfurter Buchmesse, die Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) in diesem Jahr räumlich zu isolieren, stößt zunehmend auf Kritik. Der frühere Focus-Chef Helmut Markwort nannte das Vorgehen der Messeleitung „auffällig unfair und einen Affront gegen die Meinungsfreiheit in Deutschland“.
Hintergrund ist der Plan der Buchmesse, den Stand der JF in einer abgelegenen Ecke zu plazieren – und zwar in einer extra hierfür errichteten Sackgasse. Wer zur Jungen Freiheit will, muß zuerst einen mehr als 20 Meter langen Gang aus Trennwänden durchschreiten, mit dem die Zeitung vom Rest der Buchmesse abgeschirmt wird.
Scharfe Kritik an dem Vorgang äußert nun auch der Bestseller-Autor Thilo Sarrazin. „Die angeführten Sicherheitsfragen sind offenkundig vorgeschoben. Auf diese Art setzt das Management der Frankfurter Buchmesse sich selbst ins Zwielicht und leistet für das Meinungsklima in Deutschland einen Bärendienst“, sagte er der JF. Die Behandlung der Jungen Freiheit durch die Buchmesse nannte Sarrazin „schäbig und diskriminierend“.
Der Journalist Patrick Bahners warf der Messeleitung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor, einen „begehbaren Giftschrank“ errichtet und die JF an einem „toten Punkt“ plaziert zu haben. „Die diskriminierende Absicht hinter der kühlen Behandlung ist offenkundig. Jeden Messebesucher müßte es frösteln.“
Auch der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer sprach von einer „Quarantäne-Station“. Scheinbar denke die Buchmesse, sie könne sich des Themas entledigen, wenn sie solche Verlage in eine Ecke sperre. „Das wird man natürlich nicht“, sagte Fleischhauer in einem Video-Streitgespräch mit dem Freitag-Herausgeber Jakob Augstein.
Ähnlich wie Fleischhauer hatte sich bereits zuvor dessen früherer Kollege Matthias Matussek geäußert. „Lage und Zugang erinnern an eine Quarantäne-Station. Offenbar befürchten die lamm- und staatstreuen Messeplaner den Ausbruch eines gefürchteten Virus: den des Widerspruchsgeistes, der Unbotmäßigkeit gegen die Herrschaftsbürokratie, gemeinhin bekannt unter dem Namen ‘Herrschaftskritik’.“ Diese Hochnäsigkeit könne sich aber rächen, warnte der Publizist. „Glaubwürdigkeit ist ein Kapital, mit dem man gerade auf einer Messe, die von der Intelligenz frequentiert wird, sorgsam umgehen sollte.“
Die Zeit-Journalistin Mariam Lau bezeichnete die Plazierung der JF als „raumgewordenen politischen Katzentisch“. Der Messeleitung gehe es nicht nur um Sicherheit, sie wolle auch „Haltung zeigen“, schrieb Lau in der Zeit. Eine solche „Form der Diskurshygiene von oben“ irritiere. Es sei nicht einzusehen, warum die JF in einer Sackgasse verschwinden solle.
Die Junge Freiheit ist seit 1991 auf der Buchmesse in Frankfurt vertreten. Im vergangenen Jahr hatte Buchmessedirektor Juergen Boos rechten Verlagen allerdings den Kampf angesagt.
„Wir fordern die Verantwortlichen der Frankfurter Buchmesse nochmals eindringlich auf, die skandalösen diskriminierenden Maßnahmen gegen unsere Zeitung als Aussteller auf der Frankfurter Buchmesse zu korrigieren und uns wie in den früheren Jahren einen Stand zuzuweisen, bei dem normaler Besucherverkehr möglich ist“, erklärte JF-Chefredakteur Dieter Stein am Montag in Berlin.
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