BERLIN. Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat erklärt, warum der mutmaßliche Linksextremist Simeon T. vorerst nicht nach Deutschland überstellt werden wird. Ungarn habe „sein Interesse an eigener Strafverfolgung bekräftigt“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland klar. Der wegen versuchten Mordes Angeklagte sei bereits ausgeliefert worden, bevor das Bundesverfassungsgericht die Maßnahme als rechtswidrig beurteilt habe.
Der Deutsche habe sich für „schwerste Vorwürfe“ zu verantworten. Selbst wenn er in die Bundesrepublik zurückgeholt würde, müsse er weiterhin mit einem Strafprozeß rechnen, merkte Wadephul an. Die Bundesregierung setze aber ihre „intensiven Bemühungen“ fort, „Verbesserungen in der Haftsituation zu erreichen“. Er plane, in der Sache in dieser Woche „erneut in Ungarn vorstellig zu werden“.
Simeon T. soll in Budapest gewütet haben
Hintergrund im Fall Simeon T. ist eine Reihe von Gewalttaten in Budapest im Februar 2023. Mehrere Vermummte hatten dort acht Menschen hinterrücks attackiert und ihnen teils schwerste Verletzungen zugefügt. In Verdacht stehen Angehörige der linksextremen Szene, die überwiegend aus Deutschland, teils aber auch aus Ungarn und Italien stammen. Sie sollen sich gezielt verabredet haben, politische Gegner anzugreifen. Ihre Opfer machten sie offenbar an mutmaßlich szenetypischer Kleidung wie Hosen in Tarnfarben und schwarzen Stiefeln aus.
Simeon T. (Maja) der an versuchten Mordanschlägen der Hammerbande beteiligt war, äußert sich zum Hungerstreik:
„Ich kann die Haftbedingungen in Ungarn nicht weiter ertragen. Meine Zelle war über drei Monate rund um die Uhr videoüberwacht. Ich musste über sieben Monate außerhalb… pic.twitter.com/YlN7mbog7Q
— Dara p³ 🇩🇪 (@Raeubertochtah) June 13, 2025
Die deutschen Behörden lieferten Simeon T. im Juni 2024 nach Ungarn aus. Er identifiziert sich seit seiner Haft in Ungarn als „nonbinär“ und nennt sich „Maja“. Zuletzt hatte er sich immer wieder über die Haftbedingungen in Ungarn beschwert und moniert, dort angeblich keinen fairen Prozeß erwarten zu können. Als Reaktion trat er jüngst in den Hungerstreik.
Nicht nur Wadephul springt dem Angeklagten zur Seite
Immer wieder springen dem Angeklagten deutsche Politiker zur Seite. So besuchte etwa die Grünen-Abgeordnete Katrin Göring-Eckardt den mutmaßlichen Gewalttäter im ungarischen Gefängnis.
Nun schaltet sich ein sächsischer Staatsschützer in die Sache ein und warnt vor einer Radikalisierung der Unterstützer des Angeklagten. „Ziel der Kampagne ist nach meiner Einschätzung eine Umkehr der Täter-Opfer-Rolle“, mahnte Denis Kuhne vom dortigen Landeskriminalamt gegenüber der Sächsischen Zeitung der Leipziger Volksstimme. Simeon T. sei „eine Projektionsfläche vieler verschiedener aktueller politischer Themen“. (zit)