BERLIN. Bei einem Verbot der AfD gäbe es von einem Tag auf den anderen eine satte Mehrheit für Rot-Grün-Rot im Deutschen Bundestag. Denn die Abgeordneten der zweitstärksten Partei müßten das Parlament sofort verlassen. 271 Vertreter von SPD, Grünen und Linken stünden dann 208 Unions-Parlamentariern gegenüber, ohne daß es eine Wahl gegeben hätte.
Etwas anders sähe die Situation aus, wenn die AfD nicht mehr auf dem Stimmzettel stünde. Wie würden die Deutschen dann wählen? Auch ein solches Szenario ergäbe eine Mehrheit für eine linke Bundesregierung. Das Meinungsinstitut Insa hat nun im Auftrag der Bild-Zeitung eine entsprechende Umfrage durchgeführt.

CDU/CSU profitiert kaum vom AfD-Verbot
Die CDU/CSU könnte vom AfD-Verbot nur minimal profitieren. Statt der 28,5 Prozent bei der Bundestagswahl würde sie dann 30 Prozent erhalten. Auch die SPD legt nur unwesentlich zu: von 16,4 auf 19 Prozent. Ebenso die Grünen: Von 11,6 ginge es auf 13 Prozent hoch. Die Linke käme auf zwölf statt acht Prozent. Größter Gewinner wäre das BSW, das mit elf Prozent in den Bundestag einziehen würde. Auch die FDP wäre mit sechs Prozent wieder parlamentarisch vertreten.
Für sonstige Parteien, also unter anderem für die Werte-Union und das Bündnis Deutschland, würden neun Prozent stimmen. Keine von ihnen würde die Sperrklausel überwinden und ins Parlament kommen. Eine parlamentarische Mehrheit läge dann bei 46 Prozent. Rot-Grün-Rot würde diese mit 45 Prozent knapp verpassen. Gemeinsam mit dem BSW kämen die vier linken Parteien jedoch auf 56 Prozent.
AfD-Anhänger würden nicht mehr wählen
Jeder dritte der aktuellen AfD-Wähler (30 Prozent) würde bei einem Parteiverbot nicht mehr wählen gehen. 24 Prozent würden für das BSW stimmen. Nur jeweils acht Prozent würden zu Union und FDP wechseln. Für SPD und Linke würden jeweils vier Prozent, für die Grünen drei Prozent stimmen.
Bei der aktuellen Insa-Sonntagsfrage mit der zweistärksten Kraft erhält die Union 25 Prozent, die AfD 24 Prozent. Die SPD folgt mit 16 Prozent auf Rang 3. Dahinter kommen Grüne (11) und Linke (10). BSW und FDP würden mit jeweils vier Prozent erneut den Einzug in den Bundestag verpassen. (fh)