DORTMUND. In Dortmund laufen Ermittlungen wegen mehrerer Fälle mutmaßlichen Mißbrauchs von Vaterschaftsanerkennungen. Derzeit sind sieben Männer bekannt, die zusammen rund 122 Kinder als ihre anerkannt haben, berichtet die Welt am Sonntag unter Berufung auf die Bezirksregierung Arnsberg.
Die Männer sollen gegen Geldzahlungen Vaterschaften für Kinder ausländischer Frauen übernommen haben, um diesen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu verschaffen. Nach Erkenntnissen der Ermittler erhalten sie dafür teils bis zu 8.000 Euro pro Kind, ohne anschließend Unterhalt zu leisten. Die Jugendämter müßten in diesen Fällen einspringen.Die Bezirksregierung schätzt die finanziellen Folgen allein für Dortmund auf einen Schaden im mittleren siebenstelligen Bereich, da die Väter die Unterhaltskosten nicht zahlen und dann der Staat einspringt. Bundesweit liegt der Gesamtschaden nach Angaben des Bundesinnenministeriums bei geschätzt rund 150 Millionen Euro jährlich, berichtet die Welt. Zwischen 2018 und 2021 seien 1.769 Verdachtsfälle geprüft worden, in 290 Fällen habe sich der Verdacht bestätigt.
„Mr. Cash Money“ prahlte im Netz
Besonders bekannt wurde der Fall eines Nigerianers, der in sozialen Medien unter dem Namen „Mr. Cash Money“ mit Geldbündeln und Luxusautos posierte (JF berichtete). Er soll allein in Dortmund die Vaterschaft für mindestens 24 Kinder afrikanischer Mütter anerkannt und dadurch monatlich rund 22.500 Euro erhalten haben. In internen Unterlagen ist von einer „Problematik Nigeria–Ghana“ die Rede. Demnach stünden hinter den Scheinvaterschaften sogenannte „Brotherhoods“, die Frauen aus Westafrika mit falschen Versprechungen nach Europa lockten und zum Teil zur Prostitution zwängen.
Spätestens 2024 begann das Jugendamt Dortmund, seine Praxis bei Vaterschaftsanerkennungen zu verschärfen. Urkundsbeamte müssen seither prüfen, ob eine persönliche Beziehung zwischen Mutter und Vater besteht, ob einer ausreisepflichtig ist oder ob auffällige Mehrfachanerkennungen vorliegen. Bei Verdacht wird das Verfahren gestoppt und die Ausländerbehörde informiert.
AfD will DNA-Analyse einführen
Demvorausgegangen war eine Anfrage der AfD-Fraktion im Dortmunder Rat aus dem März 2024. Damals wollte die Fraktion wissen, ob der Stadt „außer den bisher bekannt gewordenen Fällen weitere Mehrfachanerkennungen bekannt geworden“ seien. Die Verwaltung antwortete nur mit „Nein“. Wenige Monate später präsentierte der damalige Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) auf eine weitere AfD-Anfrage ein internes Prüfverfahren.
Aus der AfD kam damals die Forderung alle Vaterschaftsanerkennungen vorläufig auszusetzen, bis Sicherheitsvorkehrungen gegen Mißbrauch geschaffen wurden. Im Bundestag brachte die AfD einen Gesetzentwurf ein, daß Ausländerbehörden bei Prozessen der Vaterschaftsanerkennung eingebunden werden, sobald ein Elternteil nichtdeutscher Herkunft ist. Im Zweifel müsse eine DNA-Analyse durchgeführt werden und die Beweislast beim Antragsteller liegen, forderte damals die Bundestagsfraktion.
Gesetzentwurf auf dem Innenministerium erwartet
Die Möglichkeit zum Mißbrauch ist seit Jahren bekannt. Nach der Kindschaftsrechtsreform von 1997 kann eine Vaterschaft weitgehend formlos anerkannt werden. Ein von der früheren Ampelregierung 2024 beschlossener Gesetzentwurf sollte den Mißbrauch eindämmen, trat aber nicht mehr in Kraft. Aktuell wird ein neuer Entwurf aus dem Bundesinnenministerium erwartet.
Der ehemalige Bundesrichter Harald Dörig forderte eine grundlegende Reform. Kinder von Nichtdeutschen sollten die Staatsangehörigkeit erst durch Einbürgerung erhalten, nicht automatisch durch eine Vaterschaftsanerkennung, sagte er der Welt. Nur so lasse sich verhindern, daß Deutschland auf diesem Weg in großem Stil betrogen werde. Laut Jugendämtern und Notaren gelten die Behörden inzwischen als sensibilisiert. Die Zahl der Verdachtsfälle sei zuletzt rückläufig. (sv)