BERLIN. Die Berliner Polizei hat am Dienstag eine berüchtigte Zigeunerunterkunft im Berliner Bezirk Schöneberg durchsucht. Dabei sollte überprüft werden, wie viele der 70 dort gemeldeten Personen tatsächlich in dem Hotel leben. „Wir sind hergekommen, um die Bewohner, die bei uns Leistungen beziehen, zu kontrollieren und ihnen gegebenenfalls eine Vor-Ort-Beratung zu geben“, sagte eine Sprecherin des örtlichen Jobcenters, die vor Ort war, dem Tagesspiegel.
Von den 70 dort gemeldeten ausländischen Bürgergeldbeziehern seien allerdings nur 19 angetroffen worden. „Sollte sich herausstellen, daß sich Menschen nicht hier aufhalten, bei uns aber gemeldet sind, ist das Sozialleistungsbetrug“, betonte die Jobcenter-Mitarbeiterin.
Anwohner drohten mit AfD
Das frühere Hotel im Regenbogenkiez hatte zuletzt deutschlandweite Aufmerksamkeit erregt, nachdem Nachbarn sich über Kriminalität und Verwahrlosung beschwerten (JF berichtete). „Seit fünf Jahren haben wir hier jeden Sommer eine Situation, die unsere Lebensqualität extrem einschränkt“, sagte ein Anwohner. Nächtlicher Lärm, quietschende Reifen, Vermüllung und aggressive Jugendliche prägten das Bild. Bei einem Vorfall Anfang Juli sei ein Anwohner mit einem Pflasterstein beworfen worden, nachdem er um Ruhe gebeten habe.
Die Polizei rückte allein im vergangenen Jahr 102mal zur Unterkunft aus. In der Einsatzstatistik tauchten unter anderem Körperverletzung, Bedrohung und häusliche Gewalt auf. Nachbarn werfen dem Bezirk vor, die Lage zu ignorieren. Die Unterkunft sei nur im Sommer belegt, im Winter stehe sie leer – trotz angeblich drohender Obdachlosigkeit der Bewohner. Ein Anwohner berichtete, daß viele Nachbarn ihre Balkone mieden und ernsthaft über einen Wegzug nachdächten. Dann sagte er: „Ich käme selber nie auf den Gedanken, aber die ersten Nachbarn wählen deswegen AfD.“
Massiver Sozialbetrug vermutet
Das Bezirksamt verwies gegenüber der Zeitung auf rechtliche Zwänge und kündigte Gespräche mit einem Roma-Verein an, um einen „vorurteilsfreien Lösungsansatz“ zu erarbeiten.
Hintergrund der jetzigen Razzia ist, daß der Verdacht besteht, daß die dort lebenden Zigeuner vermeintliche „Minijobs“ in Deutschland vorweisen, um dann als Aufstocker zusätzliche Bürgergeldzahlungen zu kassieren und sich auch die Miete in der Unterkunft vom Steuerzahler bezahlen lassen. Die Eigentümer des Hotels äußerten sich bisher nicht öffentlich dazu. (ho)