BREMEN. In einer Kindertagesstätte im Stadtteil Findorff hat eine politisch aufgeladene Aktion für Kritik gesorgt. Unter dem Motto „Kitas gegen Rechts“ hat die Einrichtung ihre Fenster und Spielbereiche mit Aufklebern versehen. Begleitet wird die Kampagne von einem Regenbogen-Design und dem Aufruf, Haltung zu zeigen.
Viele Eltern empfinden das jedoch als Fehlgriff. Auf Instagram heißt es in einem vielkommentierten Beitrag: „Laßt die Kinder Kind sein. Für die, die es noch nicht begriffen haben: Kita-Kinder können das nicht lesen und verstehen. Laßt sie spielen und glücklich sein. Finger weg von den Kindern!“
Tatsächlich erlaubt das Sozialgesetzbuch VIII pädagogische Projekte, die Werte wie Solidarität, Toleranz und demokratisches Miteinander vermitteln sollen. Doch die Grenze zwischen Wertebildung und politischer Instrumentalisierung ist gerade im frühkindlichen Bereich schmal.

Kitas unterliegen nicht dem Neutralitätsgebot
Nach pädagogischen Leitlinien wie dem sogenannten Beutelsbacher Konsens gilt das „Überwältigungsverbot“. Kinder sollen nicht einseitig beeinflußt, sondern zur eigenen Urteilsbildung befähigt werden. Da Kita-Kinder aber noch nicht lesen oder politische Zusammenhänge verstehen können, erscheint eine öffentlich sichtbare Parolen-Kampagne in dieser Altersgruppe problematisch. Für Kitas besteht – anders als für Schulen – kein ausdrücklich normiertes politisches Neutralitätsgebot.
Dennoch ist der Bildungsauftrag eindeutig: Im Mittelpunkt soll die Entwicklung des Kindes stehen, nicht die politische Haltung der Erwachsenen. Auch die Landesrahmenverträge der Jugendhilfe betonen, daß Eltern in Grundsatzfragen einzubeziehen sind. Ob das in der betroffenen Kita der Fall ist? Eine entsprechende Anfrage der JF blieb bis dato unbeantwortet. (rr)