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Geschichtsunterricht: Holocaust-Aufklärung an Schulen soll früher ansetzen

Geschichtsunterricht: Holocaust-Aufklärung an Schulen soll früher ansetzen

Geschichtsunterricht: Holocaust-Aufklärung an Schulen soll früher ansetzen

Eine Gruppe von Menschen mit Kopfhörern steht vor dem Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ in der Gedenkstätte Auschwitz. Die Aufnahme zeigt Besucher einer Führung durch das ehemalige Konzentrationslager, das im Zentrum der aktuellen Debatte um Holocaust-Bildung an Schulen steht. Besuchergruppe am Eingangstor der Gedenkstätte Auschwitz: Vertreter fordern, daß Schüler früher mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und des Holocaustes beginnen. Foto: IMAGO / Revierfoto
Eine Gruppe von Menschen mit Kopfhörern steht vor dem Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ in der Gedenkstätte Auschwitz. Die Aufnahme zeigt Besucher einer Führung durch das ehemalige Konzentrationslager, das im Zentrum der aktuellen Debatte um Holocaust-Bildung an Schulen steht. Besuchergruppe am Eingangstor der Gedenkstätte Auschwitz: Vertreter fordern, daß Schüler früher mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und des Holocaustes beginnen. Foto: IMAGO / Revierfoto
Besuchergruppe am Eingangstor der Gedenkstätte Auschwitz: Vertreter fordern, daß Schüler früher mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beginnen. Foto: IMAGO / Revierfoto
Geschichtsunterricht
 

Holocaust-Aufklärung an Schulen soll früher ansetzen

Eine Debatte über den Umgang mit der NS-Zeit in Schulen beginnt. Während Lehrpläne den Holocaust ausführlich behandeln, wächst die Kritik am Zeitpunkt. Der Unterricht soll nach Ansicht von Politik und Verbänden früher einsetzen.
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BERLIN. Vertreter jüdischer Organisationen und Politiker haben gefordert, die Vermittlung von Inhalten zur Zeit des Nationalsozialismus in den Schulen früher beginnen zu lassen. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte der Frankfurter Rundschau, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust müsse „frühzeitig, kontinuierlich und schulformübergreifend erfolgen“. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sprach sich dafür aus, den Geschichtsunterricht zur NS-Zeit bereits in der Mittelstufe einzusetzen.

Hintergrund der Debatte sind zunehmende Vorfälle an Schulen und in Gedenkstätten. Immer wieder würden antisemitische oder rassistische Parolen geäußert, Symbole gezeigt oder Mitschüler angegriffen. In Auschwitz hatten Jugendliche im März die „White Power“-Geste gezeigt und ein Foto davon in sozialen Medien verbreitet. Nach einem Bericht des Magazins Stern stiegen die gemeldeten Vorfälle im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz um 80 Prozent, in Sachsen um 52 Prozent und in Bayern um 39 Prozent.

Holocaust im Unterricht präsenter als vor 30 Jahren

Ein Vergleich von Lehrplänen der Frankfurter Rundschau zeigt, daß der Holocaust heute im Unterricht deutlicher verankert ist als in den 1990er Jahren. In Bayern steht er im aktuellen Geschichtslehrplan an erster Stelle. In Rheinland-Pfalz analysieren Schüler inzwischen auch die Sprache des NS-Regimes. Sachsen sieht heute 26 Stunden zur Behandlung der NS-Zeit vor, etwas weniger als die 30 Stunden in den neunziger Jahren.

Lehrervertreter verweisen dennoch auf strukturelle Probleme. Geschichte werde vielerorts als Mischfach unterrichtet, in dem Geographie, Sozialkunde und Politik zusammengefaßt seien. Viele Jugendliche hätten vor der Oberstufe kaum Kenntnisse. Hinzu komme, daß jüngere Lehrkräfte keinen familiären Bezug mehr zur NS-Zeit hätten, betonte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll.

Geschichtsunterricht in Deutschland sei zu theoretisch

Auch Mitarbeiter von Gedenkstätten berichten von Defiziten. Das Vorwissen der Schüler sei niedrig geblieben, sagte der Leiter der Bildungsabteilung der Gedenkstätte Buchenwald, Holger Obbarius. Rechtsextreme Narrative fänden zunehmend Eingang in die Gesellschaft. Verena Bierl von der KZ-Gedenkstätte Dachau verwies zudem auf den wachsenden zeitlichen Abstand zu den Ereignissen und die kürzere Aufmerksamkeitsspanne vieler Jugendlicher.

Die Bundesschülerkonferenz fordert als Reaktion verpflichtende Besuche von Konzentrationslagern. „Der Geschichtsunterricht in Deutschland ist nach wie vor viel zu theoretisch. Jahreszahlen und Lehrbuchwissen schaffen keine Betroffenheit“, sagte Generalsekretär Quentin Gärtner. Er verlangte ebenfalls, die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bereits in der Mittelstufe zu beginnen. (sv)

Besuchergruppe am Eingangstor der Gedenkstätte Auschwitz: Vertreter fordern, daß Schüler früher mit der Aufarbeitung der NS-Zeit beginnen. Foto: IMAGO / Revierfoto
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