BERLIN. DIW-Chef Marcel Fratzscher hat seine Kritik an der Babyboomer-Generation verschärft. Diese sollte auch dann, wenn sie bereits in ihrer Jugend Wehr- oder Ersatzdienst geleistet hat, ein zweites Mal im Rentenalter einen Pflichtdienst absolvieren. Der 54jährige selbst leistete nach eigenen Angaben in seiner Jugend weder Wehr- noch Zivildienst.
Gleichzeitig wandte er sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel dagegen, daß die Jungen, die sogenannte Generation Z, derzeit für gemeinnützige Dienste verpflichtet werden: „Wenn man jetzt von den Jungen ein Pflichtjahr verlangt, dann fehlen die ein Jahr im Arbeitsmarkt.“ Nach 45 Arbeitsjahren könnten sie einen Sozialdienst leisten.
Fratzscher begründete seine Forderung, damit, daß „die Boomer zu wenig Kinder bekommen haben“. Darum müßten sie im Alter ein soziales Pflichtjahr leisten, „damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben“.
Fratzscher: Babyboomer an allen Problemen schuld
Fratzscher behauptet, die Generation der Babyboomer trage die Schuld für die angestauten Probleme Deutschlands, auch die außenpolitischen. „Die Kriegsgefahr durch Putin besteht, weil die Älteren sich die Friedensdividende genommen haben. Ich bezweifele gar nicht, daß die Bundeswehr mehr Soldaten braucht. Die Frage ist, ob das nur mit Pflicht geht oder über Freiwilligkeit.“
Fratzscher hatte bereits kürzlich mit seiner Forderung nach Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahrs für Rentner eine Kontroverse ausgelöst (JF berichtete). Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) lehnte daraufhin einen Pflichtdienst ab. „Das ist ein völlig falscher Ansatz.“ (fh)