DÜSSELDORF. Nordrhein-Westfalen weist künftig in seiner Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) Menschen mit mehrfacher Staatsbürgerschaft auch als solche aus. Das berichtet die Rheinische Post. Bisher gingen Menschen mit deutscher und mindestens einer anderen Staatsbürgerschaft immer als „Deutsche“ und nicht als Ausländer in die Statistiken ein.
Dadurch entstand Intransparenz mit Blick auf das wahre Ausmaß migrantischer Kriminalität. Nordrhein-Westfalen ist nun das erste Bundesland, das dies ändert. „Wenn wir nicht alle Staatsangehörigkeiten erfassen, tappen wir im Dunkeln“, begründete Innenminister Herbert Reul (CDU) den Schritt. „Wer die Realität sehen will, muß sie auch messen.“ Sicherheit gebe es nur mit Klarheit.
Ausländer schon jetzt stark überrepräsentiert
Die Änderung dürfte sich signifikant auf die Kriminalstatistik des Landes auswirken. Denn nach internen Daten des Innenministeriums besaß im Jahr 2024 jeder sechste deutsche Tatverdächtige noch eine weitere Staatsangehörigkeit.
Die häufigsten Konstellationen waren dabei deutsch-türkisch, deutsch-polnisch, deutsch-russisch, deutsch-marokkanisch und deutsch-syrisch. Schon ohne die Neuregelung waren im vergangenen Jahr 35,6 Prozent aller Tatverdächtigen Ausländer – bei einem Bevölkerungsanteil von 16,1 Prozent.
In der Bundesstatistik wird sich die Änderung in Nordrhein-Westfalen zunächst nicht niederschlagen. Die Bundes-PKS basiert zwar auf den Länderdaten, folgt aber der Vorgabe, daß Doppel- beziehungsweise Mehrfachstaatler nur als Deutsche ausgewiesen werden.
„Zu Deutschen zweiter Klasse abgestuft“
Dem grünen Koalitionspartner der CDU in Düsseldorf stößt Reuls Entscheidung übel auf. „Diese Art der Darstellung ist Populismus und hat eine gefährliche Nebenwirkung: Menschen mit Doppelpaß werden zu Deutschen zweiter Klasse abgestuft“, klagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Julia Höller. Der Erlaß zahle ein „aufs Konto der völkisch denkenden AfD“.
Auch die Linke ist empört. „Was nach nüchterner Datenerhebung klingt, ist nichts anderes als eine gefährliche Spaltung“, monierte die innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Clara Bünger, gegenüber der Rheinischen Post. „Menschen werden in ‘richtige‘ und ‘andere‘ Deutsche einsortiert.“
Es ist nicht das erste Mal, daß Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul mehr Transparenz mit Blick auf die Staatsangehörigkeiten von Straftätern verspricht. Im vergangenen Jahr hatte er bereits angekündigt, daß die Landespolizei in ihren Pressemitteilungen standardmäßig Auskunft über die Nationalität von Tatverdächtigen geben soll. (ser)