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Militärhistoriker analysiert: Die Bundeswehr hat zu viele Offiziere, zu wenige Soldaten

Militärhistoriker analysiert: Die Bundeswehr hat zu viele Offiziere, zu wenige Soldaten

Militärhistoriker analysiert: Die Bundeswehr hat zu viele Offiziere, zu wenige Soldaten

Die Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen - und strukturellen Problemen. Foto: IMAGO / BREUEL-BILD
Die Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen - und strukturellen Problemen. Foto: IMAGO / BREUEL-BILD
Die Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen – und strukturellen Problemen. Foto: IMAGO / BREUEL-BILD
Militärhistoriker analysiert
 

Die Bundeswehr hat zu viele Offiziere, zu wenige Soldaten

Der Militärhistoriker Sönke Neitzel hat die Bundeswehr als strukturellen Sanierungsfall kritisiert. Über die Hälfte der Soldaten sei fern des Einsatzkerns, Reformwille fehle – und die Frustration wachse.
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POTSDAM. Der renommierte Militärhistoriker Sönke Neitzel hat die Bundeswehr als Sanierungsfall bezeichnet – und das nicht nur materiell, sondern vor allem strukturell und politisch. In einem Interview mit der Welt beklagte der Professor für Militärgeschichte an der Universität Potsdam einen eklatanten Reformstau im gesamten sicherheitspolitischen Apparat.

„Es fehlt parteiübergreifend am politischen Willen zur Reform“, so Neitzel in der Welt. Auch wenn Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mehr in Bewegung gebracht habe als seine Vorgänger, seien die strukturellen Probleme der Truppe ungelöst. „Derzeit wächst nur eines: massive Frustration innerhalb der Bundeswehr.“

Neitzel verweist auf alarmierende Zahlen: Mehr als 50 Prozent der Soldaten seien nicht im Kernbereich der Auftragserfüllung eingesetzt, sondern in Ministerien, Stäben und Ämtern. Diese seien im Ernstfall kaum verwendbar – körperlich nicht mehr fit, zu lange aus der Truppe herausgelöst oder schlicht zu alt. Besonders drastisch: Es gebe genauso viele Oberstleutnants wie Hauptgefreite.

Bundeswehr müßte 30.000 Offiziere in Rente schicken

„Keine Organisation kann effektiv sein, wenn mehr als die Hälfte nicht an der Erfüllung ihres eigentlichen Auftrags arbeitet“, so Neitzel. Im Kalten Krieg habe der Offiziersanteil bei acht Prozent gelegen, heute seien es 22. „Und niemand im Ministerium scheint bereit, das strukturell zu verändern.“ Seine Forderung: eine „drastische Personalreform“. Rund 30.000 Offiziere und Unteroffiziere müßten vorzeitig in Rente geschickt werden. Der Wasserkopf sei zu groß, die Truppe zu schwach. Im Vergleich: Israel komme mit 25 Prozent Verwaltungsanteil aus – Deutschland liege bei über 50. Auch in Sachen Truppenstärke hinke Deutschland deutlich hinterher.

Stellt der Bundeswehr kein gutes Zeugnis aus: Sönke Neitzel. Foto: IMAGO / epd
Stellt der Bundeswehr kein gutes Zeugnis aus: Sönke Neitzel. Foto: IMAGO / epd

Die Nato fordere künftig einen erheblich höheren militärischen Beitrag, Deutschland bräuchte 50.000 bis 60.000 zusätzliche Soldaten. Doch selbst das bisherige Ziel von 203.000 wurde verfehlt – die aktuelle Zahl liegt bei rund 181.000. (rr)

Die Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen – und strukturellen Problemen. Foto: IMAGO / BREUEL-BILD
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