BERLIN. Nach einem weiteren blutigen Wochenende mit mehreren Messerangriffen, zwei Toten und einem von der Polizei erschossenen Täter hat Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) eine Ausweitung der sogenannten Waffenverbotszonen auf den öffentlichen Nahverkehr angeregt.
Hintergrund ist die tödliche Attacke eines 43jährigen Syrers, der am Sonnabend in einer Berliner U-Bahn einen 29jährigen Deutschen mit einem Küchenmesser tötete. Beide Männer waren bereits mehrfach polizeibekannt.
Die Eskalation kam nicht überraschend. In Berlin gelten bereits an Brennpunkten wie dem Kottbusser Tor und dem Görlitzer Bahnhof Waffen- und Messerverbotszonen. Dennoch nimmt die Zahl der Taten weiter zu. Laut offizieller Kriminalstatistik wurden im Jahr 2023 bundesweit 29.014 Straftaten unter Einsatz von Messern registriert – ein Anstieg um fast elf Prozent. Das bedeutet: fast 80 Messerangriffe pro Tag.
Messer-Wahnsinn in ganz Deutschland
Trittau (Schleswig-Holstein): In einer Großraumdisko eskaliert in der Nacht zum Sonntag eine Massenschlägerei. Ein 21jähriger Mann wird niedergestochen und stirbt trotz Reanimationsversuchen noch am Tatort.
Hamburg-Billstedt: Ein bislang unbekannter Täter attackiert am Sonnabendnachmittag an einer Bushaltestelle wahllos Wartende mit einem Messer. Unter den Verletzten befindet sich auch eine Frau im Rollstuhl. Die Polizei fahndet nach dem Angreifer.
Berlin-Lichtenberg: Nach einem Streit sticht ein Mann seinen Kontrahenten auf einer Parkbank nieder. Die Polizei fand am Tatort ein Palästinensertuch, das mutmaßlich dem Täter gehört. Die Hintergründe sind bislang unklar.
Berlin-Charlottenburg: Der erwähnte Angriff in der U-Bahn endet tödlich. Der Täter sticht laut Polizei aus „reinem Jähzorn“ dreimal auf das Opfer ein – ein Stich trifft das Herz. Der 29jährige bricht auf dem Bahnsteig zusammen und stirbt. Der Angreifer wird kurz darauf von der Polizei erschossen, nachdem er erneut ein Messer zieht. Gegen den Beamten wurde – wie in solchen Fällen üblich – ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Spranger: „Weitere Zonen denkbar“
Innensenatorin Spranger kündigte am Sonntag im Tagesspiegel an, ein Treffen mit Vertretern der Polizei, der BVG und der Bundespolizei einzuberufen. Ziel sei es, über eine Ausweitung der Messerverbotszonen im Berliner ÖPNV zu beraten. Die bestehenden Regelungen an Bahnhöfen hätten sich bewährt, so Spranger. Allein am Leopoldplatz beschlagnahmte die Polizei in den vergangenen Monaten 49 Messer und andere Waffen.
„Der Rechtsstaat muß entschieden gegen Messerangriffe vorgehen“, erklärte die SPD-Politikerin. Waffenverbotszonen seien dabei „nicht nur ein rechtliches Instrument, sondern auch ein Signal an die Stadtgesellschaft“.
Nach den Anschlägen von Mannheim und Solingen hatte die Ampel-Koalition bereits gesetzliche Regelungen verschärft. Das Führen von Messern in Fernzügen wurde untersagt. Der Besitz von Klingen mit bis zu zwölf Zentimetern Länge bleibt jedoch weiterhin erlaubt – auch im Nahverkehr. (rr)