FRANKFURT AM MAIN. In einer Zeit, in der das Bezahlen mit Handy oder Karte immer bequemer wird, hat sich Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz gegen das langsame Verschwinden des Bargelds gestemmt. Er betont, Bargeld sei anonym, krisenfest und unabhängig – und gerade in unsicheren Zeiten unverzichtbar.
Mehr als die Hälfte der Zahlungen in Deutschland werden nach wie vor bar abgewickelt, doch der Trend ist rückläufig. Die Bundesbank sehe zwar eine „abnehmende Bargeldnutzung“, sei aber überzeugt, daß Scheine und Münzen auch in zehn bis fünfzehn Jahren noch eine zentrale Rolle spielen werden.
Entscheidend sei laut Balz vor allem, daß Bürger die Wahlfreiheit behalten: „Wir wollen nicht ohne Bargeld sein.“ Besonders in Krisen sei Bargeld von unschätzbarem Wert. Bei einem großflächigen Stromausfall – wie zuletzt in Südeuropa – funktioniere elektronisches Bezahlen nicht mehr. „Bargeld kann man nicht hacken“, so der Bundesbank-Vorstand im Gespräch mit T-Online. Auch angesichts wachsender Cyberbedrohungen aus Staaten wie China oder Rußland sei Bargeld ein wichtiger Pfeiler der nationalen Resilienz.
Bargeld-„Zwilling“ erst 2029
Auch zur Diskussion um Deutschlands Goldreserven äußerte sich Balz gelassen. Etwa die Hälfte der 3.352 Tonnen lagert in Frankfurt, ein Drittel in New York, der Rest in London. Forderungen, angesichts einer möglichen Rückkehr Donald Trumps zur Präsidentschaft das gesamte Gold nach Deutschland zu holen, erteilt Balz eine Absage: „Wir bewahren uns Flexibilität, um an den großen Finanzzentren handeln zu können.“ Die Sicherheitsstandards seien hoch, das Vertrauen in die Partnerinstitutionen ungebrochen.
Auch zum Thema digitaler Euro nimmt Balz Stellung. Dieser sei als „digitaler Zwilling des Bargelds“ gedacht – nicht als dessen Ablösung. Der Start sei frühestens 2029 realistisch, derzeit laufe der Gesetzgebungsprozeß. Projekte wie die Zahlungsplattform „Wero“ begrüßt Balz ausdrücklich. Sie könnten mit dem digitalen Euro sinnvoll zusammenarbeiten. (rr)