STUTTGART. Nach dem mutmaßlichen Angriff auf die Linken-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut in einem Zug mit Fans des VfB Stuttgart sind Zweifel an der Darstellung der Parlamentarierin aufgekommen. Die Stuttgarter Zeitung berichtete am Dienstag unter Berufung auf Augenzeugen, daß sich Akbulut gegenüber den Fans selbst „fast schon aggressiv und provozierend“ verhalten habe. So habe sie Mitreisende etwa als „Drecksnazis“ beschimpft, die sich „ficken“ sollten.
Dann sei sie laut einem Mitreisenden auch selbst verbal attackiert, etwa als „Schlampe“ bezeichnet worden, die „mal anständig durchgevögelt gehört“. Zeugen berichteten der Zeitung außerdem von einer Wurfbewegung, die sie bei Akbulut gesehen haben wollen. Zwei Personen gaben demnach an, die Parlamentarierin habe selbst ein leeres Rotweinfläschchen in Richtung der Fans geworfen, woraufhin ein Gegenstand zurückgeflogen sei. Auf einige Mitreisende soll die 42jährige alkoholisiert gewirkt haben.
Linken-Abgeordnete trug leichte Verletzung davon
Akbulut hatte am Sonntag behauptet, sie sei am Vorabend in einem IC „von Rechtsextremisten beleidigt und angegriffen“ worden. In einem mit Fußballfans gefüllten Zug sei sie „wiederholt sexuell belästigt und rassistisch beleidigt“ worden. Auf dem Platz hinter ihr hätten Männer ständig „AfD-Parolen“ gerufen.
Sie habe dann Aufnahmen von der Gruppe gemacht. „Daraufhin warf ein Mann mit Brille eine Bierflasche gegen meinen Kopf.“ Als der Zug in Stuttgart eingefahren sei, sei sie ausgestiegen, habe geschrien und nach der Polizei gerufen. Anschließend sei sie im Krankenhaus behandelt worden. Akbulut veröffentlichte ein Bild von ihrem Gesicht, auf dem eine kleine Wunde über dem Auge zu erkennen ist. Sie selbst führte aus, ihre Verletzungen seien „nicht schwerwiegend“ gewesen.
Die Polizei Stuttgart bestätigte einen entsprechenden Vorfall bereits am Montag. Sie hielt ihre Meldung aber allgemein, schrieb, daß die Seiten „in Streit geraten sein sollen“. Die Kriminalpolizei habe Ermittlungen aufgenommen, „insbesondere zum Tatablauf und den einzelnen Tatbeiträgen“.
Akbulut hält an ihrer Darstellung fest
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte Akbulut nach dem Bericht der Stuttgarter Zeitung, daß sie bei ihrer Darstellung des Vorfalls bleibe. „Ich wurde bei der Zugfahrt angegriffen und verletzt, niemand bestreitet das.“ Sie habe Anzeige erstattet. Es gelte nun, die Ermittlungen der Behörden abzuwarten.
Der Kreisverband der Linken in Mannheim hatte umgehend nach dem Vorfall behauptet, dieser zeige, „wie weit das Gift, das die AfD in die Bevölkerung streut, zu wirken beginnt“. Menschen würden angegriffen, weil sie nicht „deutsch genug“ aussähen, Frauen würden „als Freiwild betrachtet“. Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart, sagte, sein Verein stünde „für Toleranz, friedliches Miteinander, Vielfalt und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung“. (ser)