BIBERACH. Heftige Proteste und Gewalt haben zur Absage des Politischen Aschermittwochs der Grünen im baden-württembergischen Biberach geführt. Die Parteispitze um Ricarda Lang, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie Parteiveteran Jürgen Trittin konnten ihre vorbereiteten Reden nicht halten.

Die traditionsreiche Veranstaltung, sie sollte zum 27. Mal stattfinden, mußte unmittelbar vor Beginn aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Bauern, Lkw-Fahrer und andere Unternehmer hatten zuvor gegen die Grünen demonstriert und Straßen blockiert. Es kam zu chaotischen Szenen. Der Protest zeigte sich auch an der Stadthalle, wo die Parteiprominenz auftreten wollte. Die Demonstranten blockierten den Eingang. Es brannten Strohballen. Auf ihrer Webseite bedankten sich die Grünen „bei den vielen friedlichen Demonstrant*innen. Vereinzelt kam es jedoch zu Aggressionen.“
Protest gegen Grüne eskaliert in Gewalt
Im Zusammenhang mit den Protesten ging auch die Scheibe eines Begleitfahrzeugs der Autokolonne von Özdemir zu Bruch. Sie ist nach ersten Erkenntnissen eingeschlagen worden. Die Polizei versuchte die Demonstranten zurückzudrängen, setze Knüppel und Pfefferspray gegen die aufgebrachten Menschen ein. Dabei seien auch mehrere Beamte – offenbar durch fliegende Gegenstände – verletzt worden, teilte ein Sprecher mit.
Die Biberacher Grünen-Bundestagsabgeordnete Anja Reinalter, die den Politischen Aschermittwoch hätte moderieren sollen, sagte der Schwäbischen Zeitung, die Lage vor der Stadthalle sei so unübersichtlich und chaotisch gewesen, „daß wir nicht für die Sicherheit der Leute garantieren konnten, die in die Halle wollten“.
Unternehmer-Bündnis hatte zu Demo aufgerufen
Zuvor hatte ein Bündnis aus Spediteuren, Bauunternehmern, Handwerkern, Pflegekräften und dem Mittelstand dazu aufgerufen, gemeinsam mit den Bauern gegen die Grünen zu demonstrieren und ein Zeichen zu setzen. Ein entsprechendes Flugblatt kursierte in der Stadt. Inzwischen hat sich der Bauerverband von dem Papier distanziert. Er habe auch keine Kenntnis von der Aktion gehabt.
Wie aufgeheizt die Stimmung in Biberach gegen die Grünen ist, belegt ein Plakat, das an einem Traktor angebracht war: „Wer’s Land verkauft und Bauern fängt, ist’s wert, daß er am Galgen hängt.“ (fh)