BERLIN. Nach über 30 Jahren auf der Flucht hat die Polizei die RAF-Terroristin Daniela Klette am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen, berichtet die Bild-Zeitung. Die Behörden fahnden weiterhin nach ihren zwei Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Beide sind seit Mai 2020 auf der „Europe’s Most Wanted Fugitives“-Liste von Europol und werden demnach europaweit gesucht. Sie wurden somit die ersten Deutschen auf der Liste der meistgesuchten Schwerverbrecher und Terroristen.
Das Landeskriminalamt Niedersachsen war federführend für die Festnahme zuständig. „Wir haben da eine Festnahme von Frau Klette“, sagte der Verdener Oberstaatsanwalt Koray Freudenberg der Berliner Zeitung. Jedoch wisse er derzeit nicht, von wem und wo genau sie festgenommen worden sei. Laut dem Spiegel ist Klette anhand von Fingerabdrücken identifiziert worden. In ihrer Wohnung soll Munition sichergestellt worden sein.
Polizeigewerkschaft: „Berlin ist eine linksextreme Hochburg“
Nach der Festnahme sagte der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro: „Die Festnahme einer Top-Terroristin wie Daniela Klette zeigt, daß der Rechtsstaat nicht locker läßt und nach Jahrzehnten der Suche alles daransetzt, um jene zur Rechenschaft zu ziehen, die unser demokratisches Zusammenleben gefährden wollen. Daß sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, daß Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.“
Das Trio gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremen Terrorbande „Roten Armee Fraktion“ an. Den flüchtigen Terroristen werden schwere Verbrechen vorgeworfen, darunter auch versuchter Mord. Zudem sollen sie für einen 1993 verübten Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt verantwortlich sein, der einen Schaden von rund 123 Millionen D-Mark verursachte.
Terror der RAF gipfelte im Deutschen Herbst
Nach der Auflösung der RAF 1998 gründeten die Linksextremisten um Klatte eine neue terroristische Vereinigung. 1999 sollen sie bewaffnet einen Geldtransporter in Duisburg-Rheinhausen überfallen haben, aus dem sie mehr als eine Million D-Mark erbeuteten. Seitdem seien sie immer wieder straffällig geworden, zuletzt 2016 bei einem bewaffneten Überfall in Niedersachsen.
Unter Willy Brandt und Helmut Schmidt galt der Linksterrorismus der Roten Armee Fraktion als größte Bedrohung für die innere Sicherheit der Bonner Republik. Seinen Höhepunkt erreichte der Terror der Roten Armee Fraktion 1977 mit dem Mord am damaligen Generalbundesanwalt am Bundesgerichtshof, Siegfried Buback, und gipfelte im sogenannten Deutschen Herbst desselben Jahres in der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. (sv)