HAMBURG. Die AfD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft hat den Senat für die Errichtung einer Migrantenunterkunft scharf kritisiert. „Der rot-grüne Senat nutzt das Gesetz zur Gefahrenabwehr, um damit den Bau einer Asylunterkunft ohne Bürgerbeteiligung durchdrücken zu können“, monierte AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann. Im Arbeiterstadtteil Barmbek-Nord soll eine Asylunterkunft für rund 400 Personen entstehen.
Vor dem Bau wurden die Anwohner nicht einbezogen. Der Senat – also die Landesregierung – verweist in einer Antwort auf eine Große Anfrage der AfD-Fraktion auf das Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOG). Dies ermöglicht es Behörden, Maßnahmen zu ergreifen, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit abzuwehren. Mit Paragraph 1a SOG werden beispielsweise örtliche Alkoholkonsumverbote ausgesprochen werden.
In diesem konkreten Fall argumentiert der Senat, daß angesichts des dringenden Bedarfs an Unterbringungsmöglichkeiten für Asylmigranten – um sie vor Obdachlosigkeit zu bewahren – ein schnelles Handeln erforderlich sei. Somit kann unbürokratisch und ohne eine umfassende Bürgerbeteiligung gehandelt werden.
Bürger wünschen sich Sozialwohnungen
Die AfD bemängelt jedoch, daß das SOG hier nur genutzt werde, um Bürgerproteste zu umgehen. „Das ist dreist, es ist bürgerfremd und es befeuert die ohnehin steigende Politikverdrossenheit“, bemängelte Nockemann. Die Anwohner würden das Gelände lieber für Sozialwohnungen genutzt sehen. „Der Senat muß endlich auf den Wohnungsbedarf der Bevölkerung reagieren und Wege schaffen, die Bürger in die Planung einzubeziehen“, fordert Nockemann.
Dagegen erwiderte die Landesregierung, daß auf der Fläche kein dauerhafter Wohnraum entstehen könne. Grund dafür sei eine „erhebliche Lärmbelastung des Gebietes“. Langfristig plane der Senat gemeinsam mit dem Bezirk Barmbek dort ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten. Die Migrantenunterkunft sei eine Zwischenlösung aufgrund der anhaltend hohen Zuwanderungszahlen.
Nockemann: Hamburger werden zu Bürgern zweiter Klasse
In den vergangenen fünf Jahren errichtete Hamburg über 40.000 Plätze für Asylmigranten, wie ebenfalls aus der Antwort des Senats hervorgeht. Im Kontrast dazu wurden weniger als 15.000 Sozialwohnungen gebaut. Nockemann argumentiert, daß der Senat damit den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für die einheimische Bevölkerung vernachlässige: „Durch diese Fehlpolitik werden Hamburger Bürger auf dem Wohnungsmarkt zu Bürgern zweiter Klasse – damit muß Schluß sein!“
Die AfD-Fraktion forderte den Senat auf, den sozialen Wohnungsbau zu priorisieren. „Der Senat muß endlich auf den Wohnungsbedarf der Bevölkerung reagieren und Wege schaffen, die Bürger in die Planung einzubeziehen, anstatt ihre Rechte über Sonderregelungen auszuhebeln.“ (sv)