BERLIN. Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat weiter offengelassen, wann die Parteiführung beschließt, mit welchem Kanzlerkandidaten sie in den Wahlkampf geht. „Es wird jetzt eine zügige Entscheidung geben“, sagte der Politiker im Podcast mit dem Springer-Journalisten Paul Ronzheimer. Allerdings nannte er kein konkretes Datum.
Bei den Sozialdemokraten ist eine Debatte darüber entbrannt, ob Bundeskanzler Olaf Scholz ob seines schlechten Ansehens in der Bevölkerung der richtige Mann für die Spitzenkandidatur ist. Zunehmend werden, vor allem von der Basis und früheren Parteichefs wie Franz Müntefering und Sigmar Gabriel Forderungen laut, den Bundeskanzler durch Verteidigungsminister Boris Pistorius auszutauschen.
Kommt ein Anti-Scholz-Wochenende?
Die K-Frage schadet dem Ansehen der Partei erheblich. Diese zeigt sich 95 Tage vor der vorgezogenen Bundestagswahl alles andere als geschlossen. Doch anstatt die Diskussion durch eine Entscheidung zu beenden, läßt die Parteispitze sie weiterlaufen.
Am Montag soll regulär der Parteivorstand zusammenkommen. Spätestens dann wird eine Entscheidung erwartet. Da allerdings dazwischen noch das nachrichtenarme Wochenende liegt, das gern auch Hinterbänkler für Statements nutzen, könnte es sein, daß die SPD den Termin vorzieht. Die Debatte könnte sich sonst weiter verselbständigen und der Parteispitze völlig entgleiten.
Anderes Meinungsbild über Pistorius
Klingbeil sagte nun, die Debatte werde bald abgeschlossen sein und dann gebe es Klarheit. Er verwies auf intern in der Parteiführung vereinbarte Zeitpläne. Daran halte man sich. „Ich lasse mir nicht von Journalisten, auch nicht von Strömungsvertretern, jetzt einen Zeitplan diktieren, sondern das müssen wir als Parteivorsitzende schon selbst entscheiden“, sagte der Parteichef. Wohlgemerkt: Er sprach von „Parteivorsitzenden“, nicht von Parteivorstand. Damit meinte er sich und seine Co-Chefin Saskia Esken.
Er horche in die Partei hinein, um ein Stimmungsbild zu bekommen. Seine Aufgabe in den nächsten Tagen sei es, Geschlossenheit herzustellen, so daß alle eine Entscheidung der Parteiführung mittrügen. Er erhalte andere und differenziertere Rückmeldungen zu einer Pistorius-Kandidatur als diejenigen, die man in den Medien lese. (fh)