QUEDLINBURG. Die CDU in Quedlinburg hat den Kandidaten der AfD, Martin Michaelis, mit ihren Stimmen zum Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtrates verholfen. Der Pfarrer hatte zuvor bundesweit für Aufsehen gesorgt, als die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt hatte. „Mit der Eröffnung des Verfahrens wird ihm die öffentliche Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung (Taufe, Abendmahl) für die Dauer des Disziplinarverfahrens untersagt“, teilte die Kirche mit. Im März war Michaelis bereits seines Amtes enthoben worden.
Im JF-Interview kritisierte der Pfarrer seine Amtsenthebung als „offenen Rechtsbruch“. Das Pfarrgesetz erlaube ihm, bei Kommunalwahlen zu kandidieren. Ebenso bestehe für die Kirche die Pflicht, ihn vor politisch motivierten Angriffen zu verteidigen. Die Behauptung, die AfD setze sich „gegen Freiheit, Frieden, ein gutes Leben oder für Diskriminierung ein“, sei nach seiner Ansicht unbegründet.
CDU-Fraktionschef Ulrich Thomas wies zurück, Absprachen mit der AfD geführt zu haben. Dennoch könne er nichts Verwerfliches an der Wahl von Pfarrer Michaelis erkennen.
Brandmauer fällt auch in weiteren Landkreisen
Auch im Landkreis Stendal und im Salzlandkreis sorgten Stimmen der CDU dafür, daß die AfD stellvertretende Vorsitzende in den Kreistagen stellen konnte. Die AfD-Politikerin Sandra Matzat konnte sich im Landkreis Stendal im Rennen um den Posten der stellvertretenden Vorsitzenden im Kreistag durchsetzen. Sie erhielt elf Stimmen mehr als ihre Kontrahentin von der Fraktionsgruppe aus Grünen und Linken. Im Salzlandkreis schaffte es Claudia Weiss (AfD), Vize-Chefin im Kreistag zu werden.
Der dortige AfD-Fraktionschef Matthias Büttner erklärte, zuvor offene Absprachen mit den Christdemokraten geführt zu haben. Daran sehe man, daß die Brandmauer, die in Berlin und auf Landesebene vorgestellt wird, schon lange Geschichte ist, verkündete der AfD-Politiker. (esc/lb)