BERLIN. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland, die älter als siebzig Jahre alt sind, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Während 2020 noch 469.000 Menschen über 70 Jahre erwerbstätig waren, erhöhte sich die Zahl im Jahr 2023 auf 599.000, berichtet die Bild. Damit stieg der Anteil der Erwerbstätigen über 70 von 3,7 Prozent im Jahr 2020 auf mehr als 20 Prozent im Jahr 2023. Das Blatt beruft sich auf eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes im Auftrag des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW).
Dem Bericht zufolge geht der Anstieg nicht nur darauf zurück, daß insgesamt mit den Babyboomern immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen. Immer mehr Rentner seien auch finanziell darauf angewiesen, im hohen Alter weiterzuarbeiten. Die Gesamtzahl der arbeitenden Rentner liegt bei über einer Million.
Wagenknecht spricht von „erschreckenden“ Zahlen
Konkret handle es sich um 33 Prozent der erwerbstätigen Rentner, die aus finanziellen Gründen arbeiten, wie eine Mikrozensus-Befragung des Statistischen Bundesamtes von Anfang Oktober ergeben habe. 16 Prozent davon seien sogar in Vollzeit tätig. Dagegen spiele lediglich für 29 Prozent der Erwerbstätigen im Alter von 65 bis 74 Jahre die Freude an der Arbeit eine Rolle.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht nannte die Zahlen „erschreckend“. In vielen Fällen sei es keine freie Entscheidung, im Rentenalter weiterzuarbeiten. „Die Wahrheit ist: Das dürftige Rentenniveau zwingt Hunderttausende zur Arbeit“, wird sie von der Bild zitiert.
Die Bundestagsabgeordnete fordert daher schon seit längerem eine Reform des Rentensystems nach österreichischem Vorbild. Anders als in Deutschland zahlen in Österreich fast alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenkasse ein. (dh)