In der Nacht zum Montag verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf das Haus des Stadtrates Olaf Schöder in Halle. Zunächst flogt ein Stein, dann ein Brandsatz. Erst im Januar schloß sich der parteilose Opernsänger der AfD-Fraktion an. Auch für die kommende Kommunalwahl am 9. Juni tritt er als einer von 19 Kandidaten für die Partei an. Mittlerweile ermittelt der Staatsschutz.
Über 30 Jahre war Schöder Mitglied der FDP – dann kam die Corona-Pandemie. Als die Partei ihre Position zur Impfpflicht nach der Wahl änderte erfolgte der Bruch: Er verließ Partei und Stadtratsfraktion. Fortan saß er als fraktionsloser Abgeordneter im Stadtrat. „Da kann man gar nichts machen“, bedauerte er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. In Ausschüssen hätte er zwar zuhören und sprechen dürfen, Politik aber werde von den Fraktionen gemacht. Also trat er Januar dieses Jahres der AfD-Fraktion bei, blieb allerdings parteilos.
Angriff erfolgte nach Mitternacht
Doch sein politisches Engagement scheint nicht allen zu gefallen. Gerade als Schöder es sich am Sonntagabend zuhause gemütlich machte: ein Knall. Er schaute, was geschehen war. Fiel etwas um, vielleicht ein Bild von der Wand? Doch was er fand, war ein Loch im Flurfenster. Auf dem Boden lag ein Stein mit der Aufschrift „Scheiß AfD-Fascho“. Kurz zuvor hatte er noch den Müll rausgebracht.
Dann ein kleines Feuer vor seiner Haustür. Dort lag ein Brandsatz auf der Fußmatte, die zu brennen begann. Das kleine Feuer löschte er selbst und verständigte die Polizei. 20 Minuten später trafen die Beamten ein und begannen, Spuren zu sichern. Der nächste Knall. Durch das Wohnzimmerfenster flog ein weiterer Stein. Auch dieser ist beschriftet: „Einer von 19“.
Verstärkung rückte an, darunter auch ein Spürhund, und der polizeiliche Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Das Einfamilienhaus quoll über von Beamten. Die Polizei versicherte dem Kommunalpolitiker, sie werde alles tun, um seine Sicherheit zu garantieren. Der Sachschaden bleibt übersichtlich. Die Polizei schätzt ihn auf circa 320 Euro.
Schöder: Agitation gegen die AfD auch im Stadtrat spürbar
Der Anschlag geschah nicht in einem luftleeren Raum. Bereits als Schöder in die AfD-Fraktion eintrat, kamen Bekannte und Freunde mit Verwunderung auf ihn zu. „Wie ich es wagen könne“, erinnerte er sich. Dazu die Demonstrationen gegen Rechts, „finanziert von der Bundesregierung“. „So etwas spürt man auch im Stadtrat“, erzählte er der JF.
Für die kommende Stadtratswahl am 9. Juni kandidiert er weiterhin. Mitglied der AfD wolle Schöder jedoch nicht werden. Seinen politischen Willen schwächte der Anschlag nicht: „Ich höre nicht auf.“