LEIPZIG. Die Silvesterausschreitungen haben ein größeres Ausmaß als zunächst ersichtlich war. Während sich die mediale Aufmerksamkeit zunächst auf die schweren Krawallen in Berlin konzentrierte, zeigen immer neue Meldungen aus allen Landesteilen die flächendeckenden Gewaltausbrüche gegenüber Rettungs- und Sicherheitskräften.
Das gleiche Bild zeigte sich so auch im Leipziger Stadtteil Connewitz, der als Hochburg der Linksextremen gilt. Dort erntete die Feuerwehr für das Löschen einer brennenden Straßenbarrikade einen Flaschenhagel. Die Leipziger Zeitung sprach dennoch von einer „eher friedlichen Stimmung“.
Brandstiftung, Flaschenwürfe und Wasserwerfer am Connewitzer Kreuz kurzzeitige für verwirrung sorgte bei der Breitschafts Polizei, eine Blizdemo mit zwei Stadträten an der Spitze. pic.twitter.com/jRMSmUJDT8
— livereport.Leipzig (@FlorianModi) January 1, 2023
Im Bonner Stadtteil Medinghoven griff ein Mob zum Teil vermummter Personen Feuerwehrleute an, die eine brennende Barrikade löschen wollten. Erst ein Großaufgebot der Polizei konnte die Situation beruhigen. Dabei wurden die Einsatzkräfte mit Pyrotechnik, Steinen und Getränkekisten beworfen, berichtete der WDR.
Silvester-Angriffe hatten „neue Qualität“
In Niedersachsen verzeichnete die Polizei Angriffe auf Einsatzkräfte in mehreren Städten. In der Nacht des Jahreswechsels attackierten bislang unbekannte Täter Feuerwehrleute beispielsweise in Hannover, Laatzen und Vechta. Diese seien laut NDR teils gezielt mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. Die Taten wurden demnach aus größeren Personengruppen heraus verübt.
Ein Feuerwehrmann wurde im schleswig-holsteinischen Elmshorn in der Silvesternacht von einem Unbekannten mit einer Schußwaffe bedroht, als er einen brennenden Müllcontrainer löschte.
Gezielte Angriffe auf Feuerwehrleute und Polizisten registrierten die Sicherheitsbehörden auch in Hamburg. Dort mußten sich die Brandbekämpfer vor einer 50köpfigen Gruppe zurückziehen, die sie während eines Einsatzes mit Böllern und Raketen angriff. Erst unter Polizeischutz konnten sie weiterarbeiten. Im Stadtteil Schnelsen mußte ein Feuerwehrmann nach einem Böllerangriff wegen Verbrennungen behandelt werden.
In Hamburg sprach die Feuerwehr von einer „erschreckenden Silvester-Neujahrs-Bilanz“. Einsatzkräfte seien während der Silvesternacht mit Feuerwerkskörpern „aggressiv angegangen, regelrecht beschossen“ worden. Auch in Berlin sah es nicht anders aus. pic.twitter.com/vXQoDI0R19
— EHA News – Deutsch (@eha_deutsch) January 1, 2023
„Die Angriffe auf die Einsatzkräfte hatten definitiv eine neue Qualität“, sagte ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr der Zeit. „Wir wurden ganz gezielt beschossen und das ist neu.“ Ähnlich äußerte sich ein Vertreter der Essener Polizei. Auch in der Ruhrgebietsstadt war es zu derartigen Vorfällen gekommen, bei denen nur unter Polizeischutz gelöscht werden konnte.
Politik diskutiert über Böllerverbot
Derweil veröffentlichte die Berliner Polizei eine Auswahl ihrer Einsätze in der Silvesternacht. Darin enthalten sind Berichte über Gruppen von bis zu 200 Personen, die Einsatzkräfte angriffen, einen gezielt in Brand gesteckten Reisebus und Attacken mit Eisenstangen auf Feuerwehrleute.
Im Nachgang der Ausschreitungen ist eine Diskussion über die mutmaßlichen Täter entbrannt. Politiker vermieden bislang, sich zum Migrationshintergrund der Verdächtigen zu äußern. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach diesen Umstand als erster Spitzenpolitiker an. Derweil fordern Vertreter von Polizei, Politik und Umweltverbänden ein Böllerverbot als Mittel gegen die Gewaltexzesse. (ag)