PARIS. Nach den pandemiebedingten Schulschließungen sind die Schüler weltweit deutlich leistungsschwächer geworden. Die Schüler in Deutschland sind überdurchschnittlich vom Leistungsabfall betroffen. Das geht aus der aktuellen Pisa-Studie hervor, einer Untersuchung der Bildungssysteme im Auftrag der OECD. Die Organisation bezeichnete das Ausmaß der Verschlechterung als „beispiellos“ und merkte an, die Ergebnisse deuteten auf einen „Negativschock“ infolge der Covid-19-Krise hin. Zugleich sei der Leistungsabfall bereits seit 2012 mit wenigen Ausnahmen zu beobachten gewesen.
Die ausgelosten 15jährigen Studienteilnehmer aus 81 Ländern müssen im Verlauf der seit 2000 durchgeführten Studie Vergleichstests in Mathematik, Lesekompetenz sowie Naturwissenschaften ablegen. Ein Punktwert von 500 gilt dabei als Maßstab, der der Standardabweichung von 100 auf der IQ-Skala entsprechen soll.
In allen drei Bereichen lagen die Ergebnisse der OECD-Länder deutlich darunter. Im Vergleich zur Untersuchung von 2018 sanken die Ergebnisse im mathematischen Bereich um 15 Punkte auf 472 Punkte. Etwas schwächer fiel der Leistungsabfall bei der Lesekompetenz aus, von 486 auf 476 Punkte. Geringe Verluste waren bei den naturwissenschaftlichen Leistungen zu beobachten, mit einem Rückgang um zwei Punkte. Dies entspricht dem Wert von 485 Punkten in der neuesten Studie.
Migranten erreichen geringere Punktzahl
Im Detail ergab die Pisa-Studie folgende Ergebnisse für deutsche Schüler: Gegenüber 2018 ist das Ergebnis der mathematischen Tests um 25 Punkte gesunken und betrug 475 Punkte. Die Lesekompetenz-Proben ergaben eine Senkung von 498 auf 480 Punkte, die in den Naturwissenschaften von 503 auf 492 Punkte.
Einen wesentlichen Unterschied machten die Leistungen von Migranten aus. In den Mathematiktests erreichten Schüler, die außerhalb Deutschlands geboren worden waren, einen Mittelwert von 398 Punkten. Bei denjenigen, die seit der Geburt in der Bundesrepublik leben, betrug das Ergebnis 457 Punkte. Deutsche Schüler kamen auf 495 Punkte.
AfD schlägt Alarm, Pisa-Kritiker beruhigen
Zu den Erkenntnissen der Pisa-Studie äußerte sich der nordrheinisch-westfälische Landtagsabgeordnete Carlo Clemens (AfD). Seiner Meinung nach müsse die Ampelkoalition angesichts eines „demolierten“ Bildungssystems ihre „ideologischen Scheuklappen“ ablegen und sich künftig mehr auf kleine Klassen, homogene Lerngruppen, Förderschulen und verpflichtende Deutsch-Lerngruppen für Kinder im vorschulischen Alter konzentrieren.
Kritiker der Pisa-Studie beklagen hingegen eine mangelnde Vergleichbarkeit der Daten. Der Pädagoge Rainer Bölling merkte in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk an, Deutschlands Erfassungsquote sei mit rund 99 Prozent die höchste unter den untersuchten Staaten: „In anderen Ländern lag man unter 90, manchmal auch unter 80 Prozent. Und das wird dann miteinander verglichen, als wenn es dasselbe wäre.“ (kuk)