DÜSSELDORF. Die Kriminalitätszahlen in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben im vergangenen Jahr um 13,7 Prozent zugenommen. Damit gab es eine Steigerung um 1,37 Millionen Delikte, wie Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag erklärte. Besonders betroffen sind davon demnach Gewaltdelikte. So gab es im Bereich „Mord und Totschlag“ einen Anstieg um 23,4 Prozent und mit 380 Fällen den höchsten Wert seit 2019.
Körperverletzungen stiegen um 23,9 Prozent. Dabei handelt es sich um den höchsten Anstieg seit mindestens zehn Jahren. Mit insgesamt 142.316 registrierten Fällen stiegen die Körperverletzungen auf den höchsten Stand seit mindestens 20 Jahren. Davon fielen 37.284 der erfaßten Fälle unter „gefährliche oder schwere“ Körperverletzung.
Auch die Kinder- und Jugendkriminalität stieg deutlich an. Mit 44.871 durch jugendliche Straftäter (14-18 Jahre) begangene Taten, verzeichnete das vergangene Jahr den höchsten Wert seit mindestens 2018. Die Zahl heranwachsender Straftäter (18-21 Jahre) stieg zwar gegenüber dem Vorjahr an, lag mit 36.751 allerdings unter der Zahl von 2020. Den dramatischsten Zuwachs verzeichnete die Kriminalität von Kindern (bis 14 Jahre). 20.948 Straftaten wurden in dieser Rubrik registriert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr und der höchste Wert seit mindestens 2018.
Messerkriminalität ist leicht gesunken
Die registrierten Fälle von sexuellem Mißbrauch an Kindern stiegen um 0,05 Prozent. In der Gesamtzahl stellt das vergangene Jahr den höchsten Wert seit mindestens zehn Jahren dar. 4.133 Straftaten wurden 2022 in dieser Rubrik registriert. Zum Vergleich: 2013 waren es lediglich 2.696.
Ein Rückgang ist allerdings bei Verbrechen zu verzeichnen, die mit dem „Tatmittel Messer“ begangen wurden. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Zahlen um fünf Prozent und erreichten den niedrigsten Wert seit 2019.
Reul macht „Pendeleffekt“ für Anstieg verantwortlich
Reul sagte, er sehe einen „Pendeleffekt nach der Zeit des Lockdowns, aber in manchen Bereichen auch eine Überkompensation“. Was während der Pandemie nicht möglich gewesen sei, wäre nun letztes Jahr „nachgeholt“ worden, „exzessiver, wilder und noch mehr davon“.
Der „Dauerkrisenmodus“ aus Pandemie, Krieg und Inflation habe viele Menschen egoistischer und gefrusteter gemacht. „Ich glaube, das spüren wir alle. Der Ton ist rauer geworden.“
Den starken Anstieg im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität erklärte der Innenminister damit, daß es pandemiebedingt wenig Raum gegeben habe, sich sozial zu entwickeln. Gefehlt habe auch die Möglichkeit zu lernen, wie Konflikte gewaltfrei zu lösen seien.
Nicht-Deutsche deutlich überrepräsentiert
Die Statistiken geben auch einen Einblick in den Anteil von Straftätern ohne deutschen Paß. So wurden etwa 32,1 Prozent aller versuchten und vollzogenen Morde von Nicht-Deutschen begangen. Im Bereich Totschlag waren es 41,9 Prozent und im Bereich „Vergewaltigung im besonders schweren Fall“ sogar 48,1 Prozent.
Besonders hoch war der Prozentsatz nicht-deutscher Täter in der Kategorie „Straftat aus Gruppen“. 75 Prozent aller Taten, die in diesem Bereich registriert wurden, wurden im vergangenen Jahr von Tätern begangen, die keinen deutschen Paß besitzen. Im Bereich „Raub auf Tankstellen“ betrug er 80 Prozent.
Nach Angaben des Portals Statista hatten im Jahre 2021 etwa 14,2 Prozent der in NRW lebenden Menschen keinen deutschen Paß. (lb)