MÜNCHEN. Das Rathaus der bayerischen Hauptstadt hat das für Montagabend geplante Friedensgebet für die Opfer des Nahost-Konflikts abgesagt. Die Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in München zogen sich am Montag morgen von der Veranstaltung zurück. Damit sei die Voraussetzung für eine städtische Schirmherrschaft, „daß auch ein Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft ein Gebet“ spreche, nicht mehr erfüllt, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Zeitgleich mit den jüdischen Vertretern stieg auch das katholische Erzbistum München und Freising aus.
Offiziell seien „terminliche Gründe“ schuld gewesen. Im Vorfeld hatte jedoch das „Linke Bündnis gegen Antisemitismus“ die Veranstaltung kritisiert, berichtet die Münchner Abendzeitung. Aufgrund der geplanten Teilnahme des „Muslimrats München“ sei das Gebet eine „Farce, die der Normalisierung des Islamismus“ dienen solle.
Im Dachverein örtlicher Islamverbände befinden sich das der Muslimbruderschaft nahestehenden Islamische Zentrum München sowie die Al-Ahibba-Moschee. Beide hätten im vergangenen Jahr dem Vordenker der Bewegung, Yusuf al-Qaradawi, gedacht, der gegen Juden und Israel gehetzt habe, wirft das linke Bündnis dem Muslimrat vor.
Islamismus-Vorwürfe auch bei nordmazedonischem Imam
Eine ebenso ablehnende Haltung hatte das Bündnis gegenüber dem aus dem heutigen Nordmazedonien stammenden Imam Benjamin Idriz zum Ausdruck gebracht. Es erinnerte daran, daß dieser 2016 gemeinsam mit türkischen Nationalisten und Islamisten an einer Solidaritätskundgebung für Recep Tayyip Erdogan teilgenommen habe.
Zudem zitierte die linke Gruppierung die Anmerkungen von Marian Offman, dem ehemaligen IKG-Vizepräsidenten sowie dem Stadtbeauftragten für „interreligiösen Dialog“ aus dem evangelischen Sonntagsblatt. Idriz ließe keine Anerkennung des Staates Israel erkennen, sagte er dem Blatt. Dies sei eine Bedingung für einen Dialog, da es sich „fast wie das Grundgesetz“ um deutsche Staatsräson handele. Den Dialog mit islamischen Vertretern sehe Offman mit Ausnahme der alevitischen Minderheit als „sehr gestört“ an. (kuk)